Armenier und Armenierinnen protestierten im April vor dem türkischen Konsulat in Beverly Hills gegen den Genozid an den Armeniern im Ersten Weltkrieg.

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Istanbul/Jerewan (Eriwan) – Als weiteren Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Armenien und der Türkei haben sich die beiden Länder darauf geeinigt, ihre Landgrenze für Bürger aus Drittstaaten zu öffnen. Die Öffnung solle "zum frühestmöglichen Zeitpunkt" stattfinden, teilte das türkische Außenministerium am Freitag mit. Die beiden Länder hätten sich zudem darauf geeinigt, direkten Handel mit Luftfracht sobald wie möglich zu starten.

Nach Verhandlungen

Die Landgrenze zwischen den beiden Ländern war 1993 im Konflikt mit Aserbaidschan um die von Armeniern bewohnte Region Bergkarabach von der Türkei geschlossen worden. Im vergangenen Dezember hatten die Türkei und Armenien ihre lange ruhenden diplomatischen Kontakte wieder aufgenommen. Im Jänner starteten Sondergesandte aus Ankara und Eriwan Gespräche, um die Beziehungen "ohne Bedingungen" wieder aufzubauen. Ziel ist die vollständige Normalisierung der historisch belasteten Beziehungen. Die vierte Gesprächsrunde fand am Freitag in Wien statt.

Immer wieder Konflikte

Das Verhältnis zwischen den Nachbarstaaten ist durch mehrere Konflikte belastet – unter anderem durch den Genozid an den Armeniern im Ersten Weltkrieg. Rund 1,5 Millionen Armenier wurden Historikern zufolge damals Opfer systematischer Tötungen im Osmanischen Reich. Als dessen Rechtsnachfolgerin gibt die Türkei zwar Massaker an 300.000 bis 500.000 Menschen zu, weist die Einstufung als Völkermord aber zurück.

Die Türkei pflegt zudem enge Beziehungen zu Armeniens verfeindetem Nachbarland Aserbaidschan und unterstützte Baku im jüngsten Krieg um Berg-Karabach im Südkaukasus auch militärisch. (APA, 1.7.2022)