Es lässt sich nicht leugnen. Die am schlechtesten vorbereitete Person auf dem Platz der Freiwilligen Stadtfeuerwehr Eisenstadt bin ich. Kein eigenes E-Bike, kein Bikerinnen-Outfit, gerade einmal meinen Fahrradhelm habe ich aus Wien mitgebracht. Ich bin nicht zu vergleichen mit Erwin und Dietmar, die sehr sportlich unterwegs sind. Auch Agnes, Angelika und Margit machen einen routinierten Eindruck. Man ist nicht hierhergekommen, um einmal ins Thema E-Bike-Fahren hineinzuschnuppern – so wie ich. Sie sind hier, weil sie seit einigen Monaten ihr eigenes elektrisch unterstützbares Fahrrad besitzen, und sie wollen sichergehen, dass sie ihr Gefährt auch gut genug kennen und beherrschen.

Trainees beim ÖAMTC-E-Bike-Training: bestens ausgerüstet, nicht immer sicher im Umgang mit dem störrischen E-Drahtesel.
Foto: Christian Fischer

Für Manfred, den Jüngsten unter uns, Trainer des ÖAMTC, ist ein Vormittag wie dieser in Eisenstadt Routine.

Bürgermeister-Foto

Bevor es losgeht, begrüßt noch schnell der Bürgermeister von Eisenstadt, Thomas Steiner, die fünf Teilnehmer des Kurses. Die Stadt unterstützt das Training, es gibt ein Foto – und schon ist der Bürgermeister wieder weg. Im Auto, nicht mit dem E-Bike.

Manfred rollt inzwischen ein Leih-E-Bike in meine Richtung und lässt es mich zunächst einmal selbst halten und führen – noch bevor ich in den Sattel steige. Ganz schön schwer, viel schwerer, als ich erwartet hätte. Natürlich gibt es superleichte Exemplare, dieses hier ist definitiv keines. E-Bikes wiegen im Schnitt zwischen 20 und 25 Kilogramm, inklusive Motor und Akku. Das hat Auswirkungen auf Reaktionsschnelligkeit, Wendigkeit und Lenkbarkeit. Das muss man einmal spüren, sobald man im Sattel sitzt. Apropos Sattel: Egal ob E- oder klassisches Bike, wichtig ist die richtige Einstellung des Sattels. Und richtig ist, das wissen versierte Radfahrer, wenn der Fuß bei durchgetretenem Pedal annähernd gestreckt werden kann.

Hütchenspiel mit Fahrrad

Während ich noch ein wenig wackelig das schwere Leihrad steuere, bekommen die anderen den Auftrag, ohne Motor an Hütchen vorbeizufahren und jeweils mit Vorder- und Hinterbremse zu stoppen. Ziel der Übung: die Erkenntnis, dass ein schwereres Rad auch einen längeren Bremsweg hat – wenn man es sanft anlegt. Bremst man abrupt, muss man die 20 Kilo und mehr gut festhalten können. Eineinhalb Stunden des insgesamt dreistündigen Trainings auf dem allzu sonnigen, bald backheißen Feuerwehrparkplatz fahren wir um Hütchen herum, bremsen über Kanaldeckeln, beschleunigen in Kurven, "prüfen die Bremsintensität", indem wir voll hineingreifen, schalten wie verrückt und holpern über Fragmente von Kopfsteinpflaster. Alles ohne Motor! Da ist der sonst so nette Manfred ein bisschen streng. Sein Motto – und auch das des gesamten Kurses: Wer sein Fahrrad nicht gut kennt und beherrscht, sollte den Motor besser nicht zuschalten. Dazu erst später, ich übe erst noch enges Kurvenfahren.

Wie gut kann ich Rad fahren?

Und ich bin einigermaßen überrascht: Mein Hauptfortbewegungsmittel, daheim in Wien, ist das Fahrrad. Meinen geliebten, schon etwas räudigen Drahtesel kenne ich in- und auswendig. Und ich hätte jederzeit behauptet, dass ich seit damals, als ich als Fünfjährige etwas unglücklich über dem Geländer der Kaltenleutgebner Bachpromenade hing, das Fahrradfahren einigermaßen gut, zumindest straßentauglich, beherrsche. Doch das E-Bike ist ein anderes Vehikel. Kräftig, wendig, trotzdem ein wenig schwerfällig und jedenfalls gar nicht so leicht zu lenken.

Im Vorjahr haben österreichweit 985 Menschen die ÖAMTC-Fahrtrainings für E-Bikes absolviert, allein im Osten des Landes waren es 513 – rund 80 Prozent mehr als 2020. Das Interesse an den Fahrsicherheitskursen bleibt eher der älteren Generation vorbehalten. Im Durchschnitt sind die Teilnehmer der E-Bike-Trainings 60 plus. Der "Mobilitätsclub", wie sich der ÖAMTC selbst gerne bezeichnet, bietet E-Bike-Trainings "on road" an, für all jene, die mit ihrem Elektrofahrrad ihre fahrerischen Stärken und Schwächen ausloten und mehr Sicherheit im Straßenverkehr gewinnen wollen. Den "Offroad"-Bereich überlässt man anderen Mobilitäts- und Mountainbikeklubs, hier ist die Klientel eine grundsätzlich andere – und auch jüngere.

Volle Batterie, niedrigste Stufe der E-Unterstützung: So sollte man starten, lernt man beim Training.
Foto: Christian Fischer

Allein im Vorjahr wurden knapp 222.000 E-Bikes in Österreich verkauft, mittlerweile ist jedes zweite verkaufte Fahrrad im Land elektrisch unterstützt. Billig sind die Dinger freilich nicht. Im Durchschnitt kostet ein besseres Exemplar, laut dem Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster, über 3400 Euro – ein gutes Fahrrad, das mit reiner Muskelkraft bewegt wird, ist schon für knapp ein Drittel des Preises zu haben.

"Mit der Zahl der Verkäufe steigen auch die Unfallzahlen", sagt Ellen Dehnert, Leiterin der ÖAMTC-Mobilitätsprogramme für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Daher auch die Übungen zu Blick- und Bremstechnik, Langsamfahren und auch langsamem Losfahren. Dehnert: "Manche fallen im Stehen um und verletzen sich schwer." Was noch dazukommt: E-Scooter-Unfälle werden in der Unfallstatistik zu den E-Bike-Unfällen dazugerechnet – das verschlechtert die Bilanz zunehmend. Dehnert: "Diese Scooter sind oft physikalisch problematisch, und viele Nutzer haben gar keine Ahnung von Fahrsicherheit und Straßenverkehrsregeln."

Zu viel Elektro ist nicht gut

Mit Scootern befassen wir uns an diesem Tag nicht, wir radeln lieber, dass es eine Lust ist. Ich darf jetzt die "E-Unterstützung" zuschalten – und mache gleich alles falsch. Höchste Stufe, gemma! Das Ding unter mir rast los, ich bin nämlich mit dem fünften Gang losgefahren. Hoher Gang, starkes Trittverhalten, mein Rad glaubt, ich bin auf einer maximalen Steigung und hab’s gerade besonders schwer. Die Maxi-Unterstützung lässt es einen Satz machen, der mich beinahe aus dem Sattel wirft. Bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h darf ein E-Bike in Europa seine Radler elektrisch unterstützen, um noch gesetzlich als Rad durchzugehen. Das ist ganz schön schnell, vor allem aus dem Stand heraus. Für mich zu flott, ich bremse scharf, das Rad schlingert ein wenig. Uff. Noch einmal: niedrigen Gang beim Wegfahren einlegen, Mini-E-Hilfe dazuschalten, und schon schaut die Welt viel gemütlicher aus. So übe ich einen Vormittag lang, und zunehmend schnurrt das E-Bike zufrieden unter mir. Zumindest klingt es so in meinen Ohren.

Manfred gibt auch allerlei Tipps zu Kauf und Wartung eines E-Bikes, er mahnt dazu, sich genau zu überlegen, für welche Art der Fortbewegung, für welche Wege man sich ein solches zulegen möchte. Ich nehme an, das geht in meine Richtung – Agnes, Erwin und die anderen haben schließlich schon ihr eigenes E-Bike. Einige von ihnen, ebenfalls schon im Pensionsalter, sind froh, dass sie mit dem E-Bike nach Jahren wieder angefangen haben Rad zu fahren.

Ich dagegen stelle fest, dass mir der Abschied vom Leihfahrrad auf dem Eisenstädter Feuerwehrplatz nicht allzu schwerfällt. Ich freue mich auf meinen Drahtesel daheim. Der bockt manchmal und nervt mich mit seinen Macken – aber er gibt mir jeden Tag Kraft. Muskelkraft. Mehr will ich gar nicht. (Petra Stuiber, 2.7.2022)