Skandale in der Tierhaltung am laufenden Band haben das Image der Fleischbranche ramponiert.

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Jetzt ist die ÖVP also doch über ihren Schatten gesprungen. Sie hat sich gegen den Willen eines Großteils der österreichischen Schweinebauern zu einem Verbot der umstrittenen Vollspaltenböden durchgerungen. Höchste Zeit war es.

Skandale in der Tierhaltung am laufenden Band haben das Image der Branche ramponiert. Die Rolle als Vorreiter in Europa in Sachen Tierschutz hat Österreich längst verspielt. Wirtschaftlich gesehen ist eine Mast, die niedrigste gesetzliche Standards erfüllt und mangels ausreichender Kontrollen selbst dann noch zur Umgehung einlädt, eine Sackgasse. Österreichs in Relation kleinstrukturierte Landwirte haben im umkämpften Weltmarkt für Billigfleisch nichts verloren.

Dass das traurige Schweinedasein auf harten von Spalten durchzogenen Betonböden nun ein Ablaufdatum hat, ist wichtig und richtig. Überfordern wird das Verbot dieser Haltung die meisten Bauern nicht: Sie haben für den Umbau wohlfeile 17 Jahre Zeit – eine Übergangsfrist, die Tierschützern die Haare zu Berge stehen lässt. Zumal sie auch nur für Schweine gilt. Der Großteil der Rinder wird weiterhin in Vollspaltenbödenlaufställen gemästet.

Überschwänglicher Jubel ist ohnehin verfrüht. Wie Schweine ihr kurzes Leben künftig tatsächlich verbringen werden, hängt von vielen Details ab – etwa, ob ihre Liegeflächen mit Stroh eingestreut werden. Rückendeckung müssen auch Handel und Konsumenten geben. Weniger Tierleid hat einen Preis, der an der Supermarktkasse bezahlt werden muss. (Verena Kainrath, 2.7.2022)