Johannes Kopf bei einer Podiumsdiskussion.

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Wien – Der Vorstand des Arbeitsmarktservices (AMS), Johannes Kopf, findet eine Wartefrist beim Arbeitslosengeld "interessant und durchaus diskutierenswert". Er argumentierte in der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast" unter anderem mit der Praxis bei Saisonniers, wo Anfang des Monats Arbeitskräfte freigesetzt und drei Wochen später vom selben Arbeitnehmer wieder beschäftigt werden. Kopf versteht nicht, warum diese Kosten "der gesamten Versicherungsgemeinschaft umgehängt werden".

Ein derzeit oft befürchteter Gaslieferstopp hätte verheerende wirtschaftliche Folgen, unterstrich Kopf. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit würden stark ansteigen: "Also ganz ehrlich, würde das Gas nicht fließen, haben wir gleich mehrere hunderttausend Personen in Kurzarbeit", sagte Kopf. "Aber natürlich rechnen wir dann auch mit steigender Arbeitslosigkeit und mit einem sofortigen Einbruch auch in anderen Branchen, ja. Wir glauben gar nicht, wie viel von diesem Gas abhängt, von der Energie, und wir haben ja dann möglicherweise auch ein Stromproblem."

Kopf: Tourismus zahlt zu schlecht

Zum Arbeitskräftemangel im Tourismus meinte Kopf: "Ich weiß nicht, ob da was automatisch falsch läuft, wenn ein Markt dreht." Dieser kenne ebenso Angebot und Nachfrage. Nun würden viele Betriebe erleben, dass es nicht so viele Arbeitssuchende gibt, wie sie bei enormem Wachstum brauchen. Die Frage, ob der Tourismus in der aktuellen Situation zu schlecht zahle, bejahte der AMS-Chef.

Die Wartefrist wurde in den vergangenen Tagen als eine Möglichkeit genannt, um die von der Regierung angepeilte Erhöhung des Arbeitslosengeldes an sich zu finanzieren. Die Verschiebung der Reform nannte Kopf zwar bedauerlich. Allerdings sei die Entscheidung auch verständlich, sei doch die Armutsvermeidung "aktuell besonders virulent" aufgrund der Teuerung. (APA, 2.7.2022)