In Hamburg wird die Bevölkerung auf mögliche Einschränkungen bei der Warmwasserversorgung vorbereitet.

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Hamburg/Berlin – Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) schließt für den Fall eines Gas-Notstandes in der Hansestadt eine Begrenzung des Warmwassers für private Haushalte nicht aus. "In einer akuten Gasmangellage könnte warmes Wasser in einem Notfall nur zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung gestellt werden", sagte Kerstan der "Welt am Sonntag". Auch eine generelle Absenkung der maximalen Raumtemperatur im Fernwärmenetz käme in Betracht.

Unternehmen sollen sich mit Notstromaggregaten wappnen

Es werde in Hamburg schon aus technischen Gründen nicht überall möglich sein, im Fall einer Verknappung von Gas zwischen gewerblichen und privaten Kunden zu unterscheiden, sagte er der Zeitung.

Kerstan erklärte, ein mögliches provisorisches LNG-Terminal im Hamburger Hafen könne frühestens im kommenden Mai betriebsbereit sein. "Wir werden im Laufe des Juli wissen, ob und an welchem Standort ein provisorisches LNG-Terminal in Hamburg machbar ist." Das Gas könnte dort voraussichtlich ab Mai 2023 umgeschlagen werden. Die vollständigen Ergebnisse der Standort-Überprüfungen würden im Oktober vorliegen, sagte Kerstan.

Dass sich die Probleme nicht nur auf Hamburg, sondern ganz Deutschland beziehen könnten, zeigt ein Bericht der "Bild"-Zeitung. Die deutsche Bundesregierung empfehle demnach Unternehmen, sich wegen der Gaskrise mit Notstromaggregaten einzudecken. Das gab Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Graichen (Grüne) in einer Antwort dem CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger bekannt.

"Empfehlenswert ist die Ausstattung mit Notstromaggregaten insbesondere für Betreiber von kritischer Infrastruktur", schreibt Graichen demnach. Grund sei, dass es im Krisenfall keine "Abschaltreihenfolge" gebe.

Kein Tempolimit

Im Falle einer Mangellage bei Gas oder Strom übernehme die deutsche Bundesnetzagentur die Funktion des Bundeslastverteilers. "Ihr obliegt dann in enger Abstimmung mit den Netzbetreibern die Verteilung von Gas oder Strom", heißt es weiter in der Regierungsantwort. Graichen empfiehlt demnach, dass die Notstromaggregate eine Überbrückungszeit von 72 Stunden haben sollen.

Während weite Teile der Gesellschaft auf einen Energiemangel vorbereitet werden, soll es beim Verkehr in Deutschland keine Einschränkungen in Form eines Tempolimits auf Autobahnen geben. "Das hat diese Regierung nicht vereinbart. Deshalb kommt es auch nicht", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Zuvor hatten Grünen-Politiker ein solches Tempolimit erneut gefordert, Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner hatte es aber abgelehnt. Zudem werde das dreimonatige Neun-Euro-Ticket für den öffentlichen Verkehr laut dem Kanzler nicht verlängert. (red, APA, 3.7.2022)