Guido Burgstaller macht einen entschlossenen Eindruck.

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Wien – Guido Burgstaller sagt, er sei "romantisch angehaucht". Als vor zwei Wochen seine Rückkehr zu Rapid fixiert wurde, hat er eine Runde durchs leere Allianz-Stadion gedreht. 2014 hatte er den Verein verlassen. Trainer war übrigens der heutige Sportgeschäftsführer Zoran Barisic. Burgstaller stürmte damals noch im legendären Hanappi, das ist längst abgerissen und durch den Neubau ersetzt. Er hat sich das Trainingszentrum im Prater angeschaut, das spielt alle Stückerln. "Während meiner Abwesenheit ist einiges passiert, alles ist größer, professioneller geworden." Der Kärntner ist mittlerweile 33 Jahre alt, hat einen Zweijahresvertrag unterschrieben. "Der Kreis schließt sich, Rapid ist meine letzte Station als Profi. Eine schöne Geschichte."

Barisic bezeichnet den Heimkehrer als "echten Rapidler". Was immer das auch sein mag, Burgstaller ahnt es. "Immer vorangehen, niemals aufgeben, auch wenn es schwierig ist. Für die anderen da sein, sich nicht verstecken." Er antwortet kurz und bündig, bringt Dinge auf den Punkt. Lebensmotto? "Keines." Vorbild? "Im Fußball keines, sonst mein Vater."

Beim ASKÖ Gmünd hat der "Burgi" die ersten Fußballschuhe geschnürt, 2003 wechselte er zum FC Kärnten, 2008 zum SC Wiener Neustadt. 2011 folgte er dem Ruf von Rapid, es wurde also kultig. Es sollten 109 Pflichtspiele und 27 Tore plus 21 Assists werden. Der Transfer zu Cardiff City mag im Nachhinein ein Fehler gewesen sein, aber er hatte keine Folgeschäden. Im Gegenteil. 2015 ging es so richtig los. Zwei Jahre FC Nürnberg, drei Saisonen Schalke 04 und ab 2020 FC St. Pauli. Kultiger geht es kaum. 2018 lag der Marktwert bei 13 Millionen Euro.

Gute Entscheidungen

Burgstaller sagt, es habe sich so ergeben, er sei von Traditionsvereinen gefunden worden. "Man kann sich die Arbeitgeber nicht immer aussuchen. Ich traf gute Entscheidungen. Und die Klubs hatten Glück mit mir, es hat gepasst. Man hat sich gegenseitig angezogen." Burgstaller entwickelte jedenfalls ein G’spür für Kult. Von Wiener Neustadt abgesehen, obwohl es auch dort nett war.

FC Schalke 04

Die Auswahl hatte den Preis fehlender Titel. Hätte Burgstaller einen Trophäenschrank, er wäre leer. Okay, mit Schalke 2018 deutscher Vizemeister zu werden grenzte an ein Wunder. Burgstaller kann "ohne Pokale gut leben. Weil ich sehr viel richtig gemacht habe. Ich bin gesund durchgekommen." Er habe bei den Stationen "meinen Stempel hinterlassen. Die Fans mochten mich, das ist keine Selbstverständlichkeit." Er sei sich immer treu geblieben, habe sich nie verstellt. "Deshalb bin ich als Typ gut rübergekommen. Das war keine Absicht. Ich bin, wie ich bin." Natürlich sei ihm eine gute Nachrede wichtig. "Dass die Leute gesagt haben, der Guido ist ein feiner Bursch, macht mich stolz. Man spielt ja Fußball für die Fans." Ein echter Nürnberger, ein echter Schalker, ein echter Sankt Paulianer, ein echter Rapidler.

Kein Instagram

Burgstaller sagt, er gehöre zur alten Schule. Der Villacher ignoriert soziale Medien, macht diesen "oberflächlichen Unsinn" nicht mit. Es gibt ein Leben ohne Instagram. Die acht Jahre im Ausland hätten ihn natürlich geprägt, persönlich weiterentwickelt. Aber sukzessive habe sich das Heimweh eingestellt. "Ich habe das Gefühl gehabt, dass ich näher bei meinem Umfeld sein muss."

2019 trat er nach 25 Spielen und zwei Toren aus dem Nationalteam zurück. Grund war die Geburt seiner Tochter. "Es wurde mir zu viel, ich wollte leiser treten, brauchte Zeit zum Abschalten. Mir war die Kleine wichtiger als der Fußball."

Das Heimweh sollte nun gestillt sein. Die ersten Trainingseindrücke bei Rapid seien positiv gewesen, er habe sofort einen Draht zu Trainer Ferdinand Feldhofer und den Mitspielern gefunden. "Man kann was erreichen. Wir haben einen Umbruch, entscheidend wird sein, wie schnell wir die Abläufe auf den Platz bringen." Burgstaller trägt die Ruckenummer neun, wie einst Hans Krankl. "Daran habe ich nicht gedacht." Für einen Mittelstürmer ist sein Ego überschaubar. "Die Erwartungshaltung ist hoch. Mir ist aber furzegal, wie viele Tore ich schieße. Hauptsache, ich kann meiner Mannschaft helfen und sie besser machen, das ist mein Ziel."

Die Meisterschaft beginnt am 24. Juli mit dem Heimspiel gegen Ried. Burgstaller wird nicht allein im Allianz-Stadion sein. 2014 hat er gegen Ried seine letzte Partie für Rapid bestritten, er schoss beim 5:2-Auswärtssieg drei Tore. Auf das Ende folgt nun der Anfang. "Der Kreis schließt sich, schöne Geschichte." (Christian Hackl, 4.7.2022)