Am Sonntag gab es 8.616 Neuinfektionen – bei nur 65.000 Tests. 50 Personen lagen auf Intensivstationen, die Entwicklung ist stabil.

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Die Diskussion um das Ende von Quarantäne- und Absonderungsregeln rund um das Coronavirus nimmt angesichts von aktuell bereits 109.000 aktiven Fällen wieder Fahrt auf. "Wir müssen mit der Quarantäne aufhören", sagte nun Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) im Interview mit der APA. Die Krankheit sei nach zwei Jahren eine andere geworden. "Wir müssen akzeptieren, dass Corona bleibt. Wir werden das nicht niederringen und verhindern können. Deshalb müssen wir damit leben, dass die Krankheit da ist." Stelzer reagierte damit auch auf Stimmen aus der Wirtschaft: Zuletzt hatte sich etwa KTM-Chef Stefan Pierer deutlich für ein Ende der Quarantäne ausgesprochen.

Auch die Wirtschaftskammer verstärkt den Druck auf Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Mit Verweis auf die "milden Verläufe bei der aktuellen Corona-Variante" – gemeint sind vor allem die Typen BA.4 und BA.5 – sei die Abschaffung der Quarantänebestimmungen ein wichtiger Schritt. "Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Symptome unter Einhaltung der nötigen Sicherheitsvorkehrungen arbeiten dürfen, dann hilft das gegen den akuten Personalmangel im Handel", sagte Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich. Ausfälle durch Corona verschärfen auch den Personalmangel in der Flughafenbranche: In Wien-Schwechat gab es auch am Wochenende wieder einige Flugausfälle.

Wiens Stadtrat Hacker dagegen

Nichts mit einem Ende der Quarantäne- und Isolationsbestimmungen kann hingegen Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) anfangen. Aus seinem Büro heißt es auf STANDARD-Anfrage am Sonntag, dass sich Wien weiter für eine Beibehaltung der aktuellen Regeln aussprechen werde.

Aktuell gilt in Wien, dass Infizierte grundsätzlich zehn Tage in Isolation müssen – mit der Möglichkeit einer Freitestung ab dem fünften Tag nach Probeentnahme. "Am fünften Tag schaffen es aber nur zehn Prozent, sich tatsächlich freizutesten", sagt ein Sprecher Hackers. Das spreche nicht für eine Lockerung oder Abschaffung.

In den anderen Bundesländern sieht es so aus, dass die Absonderung ab dem fünften Tag automatisch beendet werden kann, sofern mindestens 48 Stunden davor keine Symptome mehr zu verspüren sind. Dann gilt jedoch für fünf weitere Tage eine Verkehrsbeschränkung: Der Besuch des Arbeitsorts ist erlaubt, eine FFP2-Maske muss aber durchgehend getragen werden. Großveranstaltungen oder Lokale bleiben tabu.

Arbeiten ab Tag eins – mit FFP2-Maske

Das Gesundheitsministerium verwies zudem darauf, dass gesetzliche Regelungen geschaffen wurden, wonach seit 1. Juli "Verkehrsbeschränkungen für Infizierte und Kontaktpersonen per Verordnung" erlassen werden können. Das würde bedeuten, dass – sofern ohne Symptome – Verkehrsbeschränkungen schon ab dem ersten Tag gelten könnten. Hinter den Kulissen laufen dazu nach STANDARD-Informationen Gespräche zwischen Türkis und Grün.

Außerdem prüft das Ministerium, dass Bescheide automatisiert erstellt werden. "Damit können Absonderung und Quarantäne bestehen bleiben, und gleichzeitig werden die Behörden massiv entlastet." Sars-CoV-2 soll aber "weiterhin eine anzeigepflichtige Erkrankung nach dem Epidemiegesetz bleiben". (David Krutzler, 3.7.2022)