Johanna Mikl-Leitner schrieb der "Krone" einen Brief.

Foto: der standard

St. Pölten –Angesichts der Aufmachung auf den Leserbriefseiten der "Kronen Zeitung" könnte man Arges vermuten: "Ich habe einen Fehler gemacht", ist die Botschaft von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) übertitelt, ihr Beitrag ist farblich hervorgehoben und mit einem großen Foto der Politikerin illustriert. Worum es geht? Um Mikl-Leitners Ballkleid-Fauxpas.

Im Juni hatte die Landeshauptfrau im ORF gesagt: "Jede und jeder kann bei sich selber anfangen. Das beginnt bei der Kleidung, dass man nicht zehn Ballkleider haben muss, sondern drei Ballkleider." Das war, anders als in sozialen Medien mehrfach unterstellt, kein Tipp zur Abfederung der steigenden Teuerung – sondern ein Ratschlag für den Klimaschutz.

"Ein Fehler"

"Politikern wird oft eine mangelnde Fehlerkultur vorgehalten", beginnt Mikl-Leitner nun ihren Leserbrief an die "Krone", der am Montag erschienen ist. "Dem möchte ich an dieser Stelle gerne entgegentreten und Ihnen ganz offen sagen: Ich habe einen Fehler gemacht."

Dass ihr bei dem Interview "der letzte Ball in der Hofburg und damit das verunglückte Beispiel der Ballkleider in den Sinn kam, war natürlich ein Fehler, über den ich mich in der Sekunde selbst am meisten geärgert habe", erklärt die Politikerin. "Aber gesagt ist gesagt."

Textilindustrie als Klimasünderin

Zum inhaltlichen Kern der Aussage steht Mikl-Leitner allerdings: Die Textilindustrie verursache rund zehn Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes. Laut einer Umfrage von Greenpeace Deutschland kauft der durchschnittliche Konsument pro Jahr 60 Kleidungsstücke, wovon ein Fünftel nie getragen werde. Deshalb bleibe sie dabei, "dass jede und jeder Einzelne schon beim Kaufverhalten einen Beitrag gegen die CO2-Belastung und für den Klimaschutz leisten kann", schreibt Mikl-Leitner. Ihr unüberlegter Ballkleid-Sager habe davon abgelenkt.

Nicht viel mehr als eine Ablenkung ist freilich schon die Frage, was "jede und jeder Einzelne zu Hause gegen den Klimawandel machen könne". Denn wenn Österreich bis 2040 klimaneutral werden soll, braucht es nicht nur private Verhaltensänderungen, sondern große politische Weichenstellungen – und da sind dann wieder Mikl-Leitner und ihre Kolleginnen und Kollegen in der Pflicht. (Sebastian Fellner, 4.7.2022)