Harry Bergmann schaut im Gastblog ins Narrenkastl bis nach China und wieder zurück nach Österreich und zieht einen unfairen Vergleich.

Wenn ich ganz tief ins Narrenkastl schau, so tief, dass mein Blick in China herauskommt, dann sehe ich, wie die chinesische Regierung das 25-Jahr-Jubiläum der Rückgabe von Hongkong feiert. "Ein Land, zwei Systeme" wurde versprochen. "Ein Land, ein System" ist es geworden.

Der Narr erinnert sich an eine Hongkong-Reise vor vielen, vielen Jahren und an eine lange Unterhaltung mit einem Taxifahrer, der davon schwärmte, dass er achtzig Stunden in der Woche arbeiten durfte und so in den Jahren ein kleines Taxiunternehmen aufgebaut hatte, in dem zehn andere Chauffeure auch achtzig Stunden in der Woche arbeiteten. Kapitalistisch? Ja, aber zumindest mit einem Anflug von Demokratie. Hongkong-Demokratie halt. Ob dieser Taxifahrer wohl das Rückgabe-Jubiläum bejubelt?

Man kann ja wählen

Daran musste der Narr denken, als er Narr genug war, in diesen Tagen zu fliegen. Nichts funktionierte, aber alles hatte einen Grund dafür: Personalmangel. "Komisch", dachte der Narr, der vom Arbeitsminister gehört hatte, dass die Arbeitslosenzahlen zurückgehen. Wo arbeiten dann eigentlich die, die nicht mehr dort arbeiten, wo sie gearbeitet haben? Und sind jetzt die, die nicht mehr dort arbeiten oder gar nicht mehr arbeiten, auch so glücklich wie damals der Taxifahrer in Hongkong, der gar nicht genug arbeiten konnte?

Und so endet eine Reise ins Narrenkastl dort, wo sie angefangen hat, in Österreich. Österreich, "ein Land, null System", zumindest wenn man sich ansieht, was alles nicht gegen Corona, nicht gegen Korruption, nicht gegen Amtsmissbrauch, nicht gegen Teuerung, nicht gegen den unter Umständen zu erwartenden Gasstopp passiert.

Aber so ein Narr ist der Narr auch wieder nicht, dass er sich nicht darüber freuen würde, ein Narr in Österreich zu sein. Denn hier kann man ja wählen, wenn gar nichts mehr funktioniert. Wann endlich? (Harry Bergmann, 5.7.2022)