Im Gastblog experimentiert Stefan Czurda mit einer Funktion von Fuji, die digitale Fotografie mit der analogen Kamera-Welt verbindet.
Fotos aus Zeiten, in denen es noch keine digitalen Kameras gab, haben ihren besonderen Reiz. Ich verstehe es absolut, wenn man heute nach wie vor zu seiner analogen Kamera greift, selbst mache ich das auch immer wieder.
Digitale Vintage-Fotografie
Vintage-Looks klassischer Kleinbildfilme können aber auch digital simuliert werden. Das geht in gängigen Fotobearbeitungsprogrammen wie Photoshop und Lightroom, ist allerdings eine durchaus anspruchsvolle Tätigkeit. Ein Bild so zu bearbeiten, dass man Unterschiede zu den originalen Filmen nicht erkennt, ist definitiv eine Herausforderung.
Der japanische Kamerahersteller Fuji geht hier einen interessanten Weg, der Film- und Vintage-Liebhaber wie mich begeistert, und auf den ich hier etwas näher eingehen möchte. Als Filmmaterial sollen ein paar Fotos von meiner Irland-Reise dienen.

Filmsimulationen von Fuji
Fuji hat in seinen modernen Digitalkameras eine sehr schöne Funktion integriert, nämlich die sogenannten Filmsimulationen. Filmsimulationen sind keine banalen Lightroom-Presets oder einfache Instagram-Filter, sondern hochwertige Farbprofile, die durchaus auch bei professionellen Fotografinnen und Fotografen Anklang finden.
Die japanische Firma hat eine Menge Erfahrung und Expertise in der Darstellung von Farben, da sie seit vielen Jahrzehnten analoge Filme herstellt und es bis heute noch macht. Die Farbprofile sind verschiedenen Fuji-Filmen nachempfunden, die alle unterschiedliche optische Eigenschaften haben. Neben Farbfilmen kann auch der Schwarzweißfilm Acros simuliert werden, der noch zusätzlich durch Farbfilter angepasst werden kann.
Die Simulation lässt sich bereits im Sucher der Kamera anzeigen. Eine tolle Funktion, denn so sieht man gleich, wie das Bild später aussehen wird und kann gegebenenfalls das Profil wechseln.
Film Simulation Recipes
Das Schöne an Filmsimulationen ist, dass sie sich zusätzlich in der Kamera individualisieren lassen. Man spricht dann von sogenannten "Film Simulation Recipes", die nicht weniger populär sind und mit denen man tolle Vintage-Looks zaubern kann.
Experimentierfreudige können die Einstellungen selbst vornehmen, oder einfach auf einer der zahlreichen Webseiten für solche "Recipes" fündig werden, um einen vorgefertigten Farblook anzuwenden. Die bekannteste Seite dazu ist mit Sicherheit Fuji X Weekly, die eine Vielzahl an Rezepten zum Nachmachen anbietet.
Das schöne an den "Film Simulation Recipes" ist, dass nicht nur Fuji-Filme simuliert, sondern auch andere analoge Filme nachgeahmt werden können. Sehr beliebt sind beispielsweise die simulierten Looks von Kodak-Filmen.


Natürlich kann man auch Retro-Looks generieren, die nicht auf einem Film basieren, aber trotzdem sehr stimmig aussehen. Einmal an den Einstellungen an der Kamera gedreht, lassen sich die Rezepte als Kameraprofile abspeichern und einfach im Schnellwahlmenü abrufen.
"Film Simulation Recipes" lassen sich direkt auf JEPG-Dateien in der Kamera anwenden, oder als Farbprofile den RAW-Dateien nachträglich (beispielsweise in Adobe Lightroom) hinzufügen. Bei letzterem muss man bei einen kleinen Umweg über die Software Fujifilm X Raw Studio gehen, die kostenfrei verfügbar ist.
Die Ergebnisse sind wirklich sehr ansprechend und für mich ein absoluter Kaufgrund für meine Fuji-Kamera gewesen. Offensichtlich bin damit auch nicht alleine, denn die Fangemeinde der Fuji-Filmsimulationen ist wirklich groß - und das zurecht, wie ich finde!
Irland durch die Vintage-Linse
Für ein bisschen Retro-Feeling habe ich mir vor meiner Reise ein paar Vinatge-Profile auf Fuji X Weekly durchgesehen und bin auf folgendes Rezept gestossen.
Das "Vintage Color"-Recipe basiert auf dem Schaffen der Fotografin Lisa Sorgini und ist ihrer Serie "Behind Glass" nachempfunden. Ihre Arbeit und der farbliche Stil ihrer Fotos sind wirklich beeindruckend.
Ob dieser Look tatsächlich einem analogen Film entspricht, ist unklar, jedenfalls erschien mir das Rezept für die alten Gebäude, die düstere Stimmung der irischen Landschaft und den stillen Strandszenen an der Küste des Nordatlantiks als besonders passend.



Mit Farben spielen
Mit den Filmsimulationen und deren Anpassungen hat Fuji seinen Kameras ein wirklich tolles Feature spendiert und ermöglicht kreativen Fotografinnen und Fotografen so, alte Farblooks ziemlich exakt wieder zum Leben zu erwecken. Mehr Analog geht dann natürlich nur noch bei Verwendung eines Films.
Ich werde auf jeden Fall weiter mit verschiedenen "Film Simulation Recipes" experimentieren und die Ergebnisse immer wieder in meinen Instagram-Stories zeigen.
Wer bereits eine Fuji-Kamera besitzt, oder kreativ mit Farben spielen möchte, der sollte sich die Filmsimulationen von Fuji auf jeden Fall näher ansehen. (Stefan Czurda, 15.7.2022)