Zwei Frauenmorde und ein Mordversuch an seinem vermeintlichen Nebenbuhler werden einem unbescholtenen 29-Jährigen vorgeworfen.

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Wien – "Ich wollte nie meine Frau töten. Das war eine Überreaktion", versucht Abdi S. dem Geschworenengericht unter Vorsitz von Andreas Böhm zu erklären, warum er gegen Mittag des 13. Septembers der 38-jährigen Mutter seines Kindes mindestens dreimal mit einem Nudelwalker auf den Kopf geschlagen hatte, sodass der Schädelknochen zweimal brach, und sie anschließend mit drei Messerstichen tötete.

Der 29-jährige Somalier hatte am Vorabend im Mobiltelefon der von ihm seit 2019 getrennt lebenden Frau, die er 2016 nach islamischem Recht heiratete, eine Kurznachricht gefunden, die ihn aus der Bahn geworfen haben soll. Die Botschaft: "Grüß dich, A., ich war ein wenig beschäftigt, um 22 Uhr bin ich bereit." Geschrieben einen Monat vor der Tat von der Frau an den Trauzeugen des unbescholtenen Angeklagten. Wie Zeugen sagen, ging es um die Terminvereinbarung einer Gruppenfahrt zu einer Feier.

Eifersüchtig auf eigenen Trauzeugen

Der Angeklagte sah darin jedoch den Beweis, dass sein Trauzeuge eine Beziehung mit seiner Nochfrau hatte. "Da hat es 'klick' gemacht, und ich war nicht ich selbst", behauptet S., was der Vorsitzende korrigiert: "Das Problem ist, es hat ja nicht 'klick' gemacht, sondern es hat Sie die ganze Nacht beschäftigt." Stimmt, konzediert der Angeklagte, er habe stundenlang gegrübelt. Zunächst habe er an Suizid gedacht, dann habe er beschlossen, dass die anderen drei sterben müssten: seine Frau, eine gute Freundin, die S. dafür verantwortlich macht, dass seine Ehe zerbrach, und der Nebenbuhler.

"Meine Gefühle waren sehr schwer verletzt", bedauert S. sich selbst. Gleichzeitig beteuert er, keinen Mordplan gehabt zu haben. Denn am nächsten Tag habe er mit der 38-Jährigen gefrühstückt, ehe die Frau das vierjährige Kind zur Betreuung brachte. Und da er sie nicht bereits da getötet habe, habe er den von Staatsanwältin Julia Kalmar angeklagten Mordplan nicht umgesetzt, lautet seine bemerkenswerte Argumentation. Die Leiche der Frau legte er auf die Couch und deckte sie zu, dann begann er Wodka zu trinken.

"Overkill" bei zweitem Opfer

Und wartete auf sein zweites Opfer, die beste Freundin der Frau, die sich in der somalischen Community gegen Gewalt an Frauen engagierte. Sie kam regelmäßig zum Mittagessen in die Wohnung in Wien-Favoriten, wie S. wusste. Er öffnete die Wohnungstür, versteckte sich und überfiel die 35-Jährige. Da er sie für das Scheitern seiner Beziehung verantwortlich machte, verübte er einen "Overkill", wie der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann es nennt: neun Schläge mit dem Nudelholz, über 40 Messerstiche in zwei Tranchen.

Den vermeintlichen Nebenbuhler lockte der laut Hofmann Zurechnungsfähige zum Tatort, indem er sich in verschiedenen SMS als seine Frau ausgab. Dieser Mann hatte Glück: S. wollte ihn vor dem Haus "erledigen", war aber bereits so betrunken, dass er das Messer und die Schlüssel in der Wohnung vergaß. Der Versuch, den Kontrahenten körperlich zu attackieren, scheiterte an den Koordinationsschwierigkeiten, das Opfer konnte fliehen.

Die Geschworenen urteilen anklagekonform, der 29-Jährige wird wegen zweier Morde und eines Mordversuchs nicht rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt. (Michael Möseneder, 4.7.2022)