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Der Dyson-Kopfhörer Zone kann mit und ohne Visier verwendet werden. Es lässt sich näher Richtung Mund und Nase schieben und versorgt den Träger mit sauberer Luft.

Foto: Martin Stepanek

Als Dyson Ende März einen Kopfhörer namens Zone mit klappbarem Luftfiltervisier ankündigte, glaubten viele an einen verfrühten Aprilscherz. Auch die STANDARD-Redaktion fragte zweimal beim Staubsauger- und Lüfterhersteller nach, ob das an ein Superhelden-Accessoire erinnernde Gerät tatsächlich ernst gemeint sei und im Herbst auf den Markt kommen soll. Bei einem Besuch des Dyson-Standorts im englischen Malmesbury bekam DER STANDARD nun erstmals Gelegenheit den Kopfhörer auszuprobieren.

Dass das Gerät einigen Erklärungsbedarf hat, zeigte sich bei der Einführung durch die Dyson-Ingenieure vor Ort. Etwa sieben Millionen Menschen würden laut Weltgesundheitsbehörde WHO jährlich an den Folgen von Luftverschmutzung sterben. 99 Prozent der Weltbevölkerung atmen Luft mit Schadstoffen ein, die über den festgelegten Grenzwerten liegen. Besonders Städte seien davon betroffen. Dazu komme vielerorts eine Lärmbelastung, die ebenfalls gesundheitsschädlich sei.

Luft und Lärm

Beide Probleme will also der Dyson-Kopfhörer Zone lösen, der in begrenzter Stückzahl tatsächlich noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll. Das Konzept ist aufgrund des auffallenden Designs nicht nur verkaufstechnisch gewagt, es ist auch hinsichtlich der technologischen Umsetzung alles andere als trivial.

Dyson

Denn für den aktiven Luftfilter sind kleine Motoren zum Ansaugen und Durchschleusen der Luft notwendig. Da diese in den Kopfhörermuscheln verbaut sind, entsteht eine zusätzliche Geräuschquelle direkt an den Ohren, die den Musikgenuss empfindlich stören könnte.

Wenn die Luftreinigung aktiviert ist, erzeugt der Zone für Außenstehende auch tatsächlich ein leichtes Surren, das am ehesten an eine externe mechanische Festplatte erinnert. In ohnehin lauten Umgebungen dürfte dies nicht weiter auffallen. Ob dies in einem ruhigeren Zugabteil oder in der U-Bahn auch dann der Fall ist, wenn man direkt neben jemandem mit Dyson-Kopfhörer sitzt, ist allerdings die andere Frage.

Hat man die Kopfhörer aufgesetzt, bekommt man von dem Motorensurren allerdings nichts mit. Denn wenig überraschend ist der Dyson-Kopfhörer mit einer aktiven Geräuschunterdrückung ausgestattet. Und die funktioniert so gut, dass man die Anweisungen der Dyson-Ingenieure zur Bedienung des Zone nicht mehr versteht, obwohl sie direkt vor einem stehen.

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Das Innenleben der Kopfhörermuschel mit Motor und Filter.
Foto: Martin Stepanek

Wie der Kopfhörer sich in der Praxis mit unterschiedlichen Geräuschquellen schlägt, muss der längerfristige Test zeigen. Die Abschirmung von Motorensummen und menschlicher Stimme war im Hands-on jedenfalls beeindruckend.

Hochwertiges Design

Durch die in den Muscheln verbaute Technologie ist der Kopfhörer schwerer als vergleichbare Produkte, wie auch Dyson ohne Nennung einer konkreten Grammangabe zugibt. Man habe deshalb aber besonders auf die Gewichtsverteilung geachtet, daher fühle sich der Kopfhörer beim Tragen nicht schwerer als herkömmliche Geräte an.

Dem ersten Eindruck zufolge dürfte das auch gelungen sein, zumal die verwendeten Materialien für Bügel und Muscheln hochwertig und angenehm gestaltet sind. Der Sitz ist gut, aber nicht unangenehm fest, was sich allerdings ebenfalls erst in einem Langzeittest bewähren muss.

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Ohne Visier sieht der Kopfhörer konventionell und schick aus.
Foto: Martin Stepanek

Überhaupt wirkt der Kopfhörer für sich allein schick, modern und wertig. Trägt man ihn ohne das Luftfiltervisier würde man vermutlich gar nicht auf die Idee kommen, welche Zusatzfunktion in den Hörmuscheln verbaut ist. Anders formuliert: Nur mit dem Kopfhörer auf die Straße zu gehen wird wenig Überwindung kosten. Bleibt die Luftfilterfunktion ausgeschaltet, profitiert man immer noch von der ausgezeichneten Geräuschunterdrückung und längerer Akkulaufzeit. Genaue Angaben dazu sollen erst kurz vor Marktstart folgen.

Klappe rauf und atmen

Das Visier selbst, über das die gereinigte Luft in Richtung Mund und Nase strömt, lässt sich magnetisch recht einfach anbringen und auch wieder entfernen. Es ist erstaunlich leicht und flexibel, wirkt optisch im Vergleich zum hochwertigen Kopfhörer aber ein wenig billig. Einmal "eingehängt", lässt es sich auf- und zuklappen. Klappt man es unter das Kinn, hört die Musik automatisch zu spielen auf, und auch die Geräuschunterdrückung wird ausgeschaltet. Zusätzlich lässt sich das Visier auch näher zur Nase und zum Mund schieben, um einen möglichst geringen Zwischenraum zur Außenluft zu haben.

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Ist das Visier unten, stoppen die Musik und der Luftstrom. Auch die Geräuschunterdrückung wird deaktiviert.
Foto: Martin Stepanek

Es gibt drei Lüfterstufen, die mittels Berührung der rechten Muschel gesteuert werden. Im Kurztest habe ich den Luftstrom als ungewohnt, aber nicht unangenehm empfunden. Anders als bei einem klassischen Lüfter, der aus eindeutiger Richtung ins Gesicht bläst, erzeugt das Gerät eher eine diffuse Belüftungszone vor Mund und Nase, die nach kurzer Zeit nicht mehr als Fremdkörper empfunden wird. Die Verteilung der Luft von der Kopfhörermuschel, wo auch die Filter eingebaut sind, über das Visier ist gut gelöst.

Je nach Situation – Allergiebeschwerden, Smog, Geruchsbelästigung – könnte sich die Versorgung mit sauberer, "frischer" Luft tatsächlich als Segen erweisen. Ein Wermutstropfen ist, dass die verbauten Filter zwar den Großteil der Luftschadstoffe und Allergene abfangen, ein FFP2-Ersatz ist das Ganze jedoch nicht. Dafür wird Dyson austauschbare zusätzliche Einlagen anbieten. Die Konzeption wurde dem Unternehmen zufolge lange vor der Pandemie begonnen.

Klang und Bedienung

Ob der Zone ein Verkaufserfolg wird, wird unabhängig vom gewagten Design und Konzept aber auch von den Audioqualitäten abhängen. Was im kurzen Hands-on zu hören war, ist vielversprechend, wenngleich mit einem Simon-&-Garfunkel-Lied nur sparsam instrumentierte akustische Musik vorgeführt wurde. Der Klang war voll, ausgewogen und glasklar, ohne dabei steril zu wirken. Man darf gespannt sein, wie sich der Kopfhörer bei einem ausführlichen Audiotest und anderen Musikrichtungen schlagen wird.

Was die Bedienung betrifft, könnten die drei Sound-Modi – darunter ein Transparenz- und Gesprächsmodus, um mit der Außenwelt in Kontakt treten zu können – sowie die Luftreinigungsfunktionen für anfängliche Verwirrung sorgen. Dyson versucht dem entgegenzuwirken, indem die rechte Kopfhörermuschel rein für die Steuerung der Musik und der Geräuschunterdrückung vorgesehen ist, während der Luftstrom links bedient wird.

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Das Visier sorgt für viele Diskussionen.
Foto: Martin Stepanek

Neben den bereits erwähnten Berührungssensoren gibt es an der Muschel auch haptische Knöpfe sowie eine Art Mini-Joystick ähnlich einem Games-Controller, über den man die Lautstärke rauf- und runterregeln sowie bei Songs nach vor und zurückspringen kann. Vor allem der Joystick erwies sich im Kurztest als gute Lösung.

Positiv ist auch zu erwähnen, dass der eingespielte Sound für den jeweiligen Geräuschunterdrückungsmodus eindeutig zugeordnet werden kann. Das ist ein Minidetail, bei den meisten Kopfhörern kann man sich auch nach monatelanger Nutzung nicht merken, welcher Sound für welchen Modus steht.

Wer soll den Zone kaufen?

Um ein seriöses Urteil zum Zone fällen zu können, müssen wir die eigenwillige Kopfhörer-Luftfilter-Kreation natürlich einem längerfristigen Test unterziehen. Abgesehen von der technologischen Umsetzung, die im Hands-on vielversprechend wirkte, bleibt die Frage, ob und wo das Konzept tatsächlich Käuferinnen und Käufer finden wird. Das wird auch vom Preis abhängen, den das Unternehmen bisher noch nicht kommuniziert hat.

Aus Dyson-Kreisen hört man, dass gerade in Asien eine hohe Nachfrage nach so einem Produkt besteht. Es ist gut möglich, dass der Zone daher dort zuerst auf den Markt gebracht wird. Für Europa wird – nicht zuletzt durch die globalen Lieferengpässe – erst mit 2023 als breitem Marktstart gerechnet. (Martin Stepanek, 10.7.2022)

Disclaimer: Die Pressereise in die Dyson-Zentrale nach Malmesbury fand auf Einladung des Unternehmens statt.