Maximal 50.000 Neukunden pro Monat darf N26 momentan aufnehmen. Die Auflage kommt von der deutschen Finanzaufsicht Bafin.

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Sogar während der Hochphase der Corona-Pandemie flossen europaweit Milliarden Euro in Start-ups, ein Rekord jagte den nächsten. Besonders Fintechs, in der Finanzbranche aktive Jungunternehmen, waren beliebt bei Risikokapitalgebern. Mit Rekordinflation und steigenden Leitzinsen haben sich die Zeiten jedoch geändert, das zeigt Wirkung.

Immer wieder kommt es zu Massenkündigungen, prominente Namen wie der schwedische Payment-Anbieter Klarna, Trade Republic aus Berlin oder auch die Wiener Firma Bitpanda bauen hunderte Jobs ab.

Kein Jobabbau

Vorerst verschont geblieben von so einem Schritt, scheint die von den Österreichern gegründete Onlinebank N26 mit Sitz in Berlin. "Wir sind für die nächsten Jahre gut ausfinanziert, wir stellen an den wichtigen Positionen neue Leute ein", sagt N26-Österreich-Chef Christian Strobl im Gespräch mit dem STANDARD. Das hängt mit gutem Timing zusammen. N26 hatte im Herbst 2021 – bevor sich die Finanzierungssituation verschlechterte – bei einer Finanzierungsrunde rund 900 Millionen Dollar (850 Mio. Euro) eingesammelt. Damit wurde eine Firmenbewertung von neun Milliarden Dollar erreicht und N26 zum wertvollsten deutschen Fintech.

Doch die Neobank hat ebenfalls mit Rückschlägen zu kämpfen. Die Expansion in die USA scheiterte, man zog sich nach zwei Jahren zurück, ebenso aus Großbritannien. "Es war ein Rückschlag, aber so etwas gehört dazu", sagt Strobl. Eine Größenordnung, wie viel Geld verbrannt wurde, nennt er nicht, er spricht mehr über den Fokus auf den europäischen Markt.

Neukunden beschränkt

Auch hier gibt es Stolpersteine. So hatte die deutsche Finanzaufsicht Bafin der Bank Ende 2021 eine Wachstumsbremse verhängt. 50.000 Neukunden pro Monat sind noch erlaubt. "In Deutschland und Österreich gibt es keine Beschränkung, wir können die Neukunden, wir können uns die Gewichtung in unseren 24 Märkten aussuchen." Grund dafür waren Defizite bei der Geldwäschebekämpfung. Strobl bestätigt die Probleme, meint jedoch mit zusätzlichem Personal die Probleme behoben zu haben. Eben jene Algorithmus-Probleme führten auch dazu, dass im Frühjahr anscheinend unbegründet Kundenkonten gekündigt wurden. Man habe sich mit den Betroffenen geeinigt, sagt Strobl. Rund sieben Millionen Kunden hat N26 weltweit, Details zum Wachstum bzw. zur Aufteilung nach Ländern werden allerdings auch nicht verraten.

Rasches Wachstum birgt Gefahren, das sieht man in der Branche immer wieder. Der Wachstumskurs ist laut Strobl auch der Grund für die roten Zahlen. 2020 belief sich der Verlust laut Firmenangaben auf 150 Millionen Euro. "Kundenseitig sind wir profitabel. Wir sind nicht wie normale Banken vom Zinsgeschäft abhängig und haben kein teures Filialnetz, das können wir an Kunden weitergeben." Kundenseitig profitabel zu sein, sei essenziell – auf das ganze Unternehmen gerechnet habe das noch Zeit.

Geld verdienen

N26 wirbt mit Gratiskonten ohne versteckte Kosten, doch wie verdient das Unternehmen Geld? "Der Umsatz setzt sich aus zwei Blöcken zusammen. Einerseits die Gebühren, die Händler bei Transaktionen zahlen, das sogenannten Interbankenentgeld, andererseits aus unseren Premiumprodukten. Zusätzlich zum Konto gibt es Versicherungen und Ähnliches." Das Tagesgeschäft stehe im Fokus, neue Produkte rund um Wertpapiere oder Kryptowährungen seien noch nicht spruchreif. (Andreas Danzer, 5.7.2022)