Google gab Daten an ein russisches Unternehmen weiter.

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Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine – und der anschließenden Sanktionierung des Aggressors – begannen Tech-Konzerne rasch, ihr Geschäft in Russland herunterzufahren. Zum Beispiel stoppte Google wegen Zensurversuchen Anfang März sein Anzeigengeschäft.

Dabei scheint dem Suchmaschinenriesen allerdings ein Fehler unterlaufen zu sein. Wie "Pro Publica" berichtet, gab Google noch bis Ende Juni private Nutzerdaten an ein Tochterunternehmen der russischen Staatsbank Sberbank weiter, obwohl dieses bereits seit Anfang April auf einer Sanktionsliste des US-Finanzministeriums steht.

Unbewusstes Teilen

Die Rede ist von Rutarget, einer Werbefirma, die russischen Unternehmen den Kauf von Anzeigen ermöglicht. Laut einer Untersuchung von Adalytics listete Google dieses trotz geltender Sanktionen bis vor kurzem noch als autorisierten Werbepartner. Unter anderem sollen Besucher von Reuters.com, ESPN, The Atlantic, Tripadvisor und IGN deshalb via Cookie-Banner-Opt-in unwissentlich zugestimmt haben, dass ihre Daten mit Rutarget geteilt werden.

Potenziell betroffen sind deshalb sowohl Menschen aus der Ukraine und auch anderen Teilen der Welt. Problematisch ist das laut den Berichterstattern deshalb, weil sich unter den geteilten Daten unter anderem Smartphone-IDs und Standortinformationen befänden – die von Interesse für das Militär und die Geheimdienste Russlands sein könnten.

Lücken geschlossen

Google hält in einer Stellungnahme gegenüber "Pro Publica" fest, dass Rutarget zwar bereits im März vom Kauf der eigenen Werbeprodukte ausgeschlossen worden sei, dass das Unternehmen aber weiterhin Nutzer- und Anzeigendaten erhalten habe. Diese Schlupflöcher sollen mittlerweile geschlossen worden sein. Selbst über nichtsanktionierte Drittanbieter soll es Rutarget deshalb nicht mehr möglich sein, Anzeigen zu kaufen. (red, 4.7.2022)