Zwischen 1976 und 1983 sollen bis zu 30.000 Personen von der Militärdiktatur verschleppt worden sein. Proteste dagegen und Erinnerungen daran gibt es noch heute.

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Buenos Aires – In Argentinien sind vier ehemalige Militärangehörige wegen der sogenannten Todesflüge während der letzten Diktatur (1976–1983) zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das berichtete die argentinische Nachrichtenagentur Telam unter Berufung auf ein Gericht in San Martín bei Buenos Aires. Demnach handelte es sich bei den wegen Freiheitsberaubung, Folter und Mordes Verurteilten um einen General, einen Kommandanten sowie zwei weitere Offiziere.

Bis zu 30.000 Menschen "verschwunden"

Die Militärs ließen bei der Jagd auf Bürger, die sie linker Ideen verdächtigten, nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen bis zu 30.000 Menschen "verschwinden" und umbringen. Bei den "Todesflügen" wurden etwa in der berüchtigten Marine-Schule Esma in Buenos Aires und in der Militärgarnison Campo de Mayo in einem Vorort der Hauptstadt Tausende gefangene Oppositionelle betäubt aus Marineflugzeugen in den La-Plata-Fluss geworfen.

Dem Nationalen Sekretariat für Menschenrechte zufolge handelte es sich nun um den ersten Prozess wegen "Todesflügen" in der Armee. "In der Debatte konnte anhand von Zeugenaussagen die Funktionsweise dieser geplanten und systematischen Maschinerie nachgewiesen werden, aufgrund der Tausende von Menschen verschwanden und eliminiert wurden", hieß es in einem Tweet des Menschenrechtssekretariats.

Größter Prozess 2017

Im Jahr 2017 waren im größten Prozess der argentinischen Geschichte 48 ehemalige Militärs wegen Menschenrechtsverletzungen zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Damals wurde der Einsatz der sogenannten Todesflüge durch die Marine als erwiesen angesehen. (APA, 5.7.2022)