Armin Wolf saß am Montagabend keinem Vertreter der ÖVP gegenüber, sondern dem Politikexperten Thomas Hofer.

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Warum kommen Politikerinnen und Politiker zu einem traditionell unangenehmen "Zeit im Bild 2"-Interview, auch wenn es ihrer Partei gerade schlechtgeht? Aus Pflichtbewusstsein? Weil man zumindest den verbliebenen Anhängerinnen und Anhängern ein paar Argumente liefern will? Weil es besser ist, sich zumindest verteidigen zu können, als das Feld anderen zu überlassen?

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Und warum bleiben Politikerinnen und Politiker einem solchen Interview fern? Das blieb am Montagabend offen: ÖVP-Klubchef August Wöginger wollte zur Interviewreihe vor der Sommerpause im Parlament nicht erscheinen, obwohl der Termin schon vor zwei Wochen vereinbart worden war, erklärte Moderator Armin Wolf: "Letzte Woche hat die ÖVP dieses Interview wieder abgesagt, sie wollte auch keinen anderen Termin akzeptieren und keine Vertretung schicken. Begründung: keine."

Keine Kontrolle mehr

Also mussten die drängenden Fragen zum Zustand der Volkspartei mit Politikberater Thomas Hofer geklärt werden. Und die aktuellste davon lautete aus Wolfs Sicht: "Ich mache das schon sehr lange, ich kann mich nicht daran erinnern, dass je eine Regierungspartei nicht gekommen wäre. Ist das g'scheit?" Ist es nicht. Man verhindere ja weder Diskussion noch Bericht, sagte Hofer. Und: Man habe beim Nichterscheinen als Partei keine Kontrolle mehr über das Gesagte.

Und wie um den Beweis anzutreten, analysierte der Experte die Situation der ÖVP dann ohne den Zweckoptimismus, den Wöginger vielleicht mitgebracht hätte: Jede Regierungspartei wäre angesichts der mehrfachen Krisen von außen ins Straucheln geraten, glaubt er. Aber wenn dann noch etliche Korruptionsvorwürfe dazukämen, dann sei das eine "toxische Mischung".

Warum verweigert man als Politikerin oder Politiker ein TV-Interview? Gut möglich, dass sich August Wöginger diese Frage nach der "ZiB 2" selbst gestellt hat. (Sebastian Fellner, 5.7.2022)