Im besten Fall ist es reine Willkür. Im schlimmsten Fall stehen parteipolitische und persönliche Interessen dahinter, die sich als Inseratenkorruption bezeichnen lassen: Die Vergabepraxis der Regierungswerbung unter Türkis-Grün ist laut einer Studie des Medienhauses Wien zu den Inseraten in Österreichs Zeitungsverlagen vor allem eines – eine Farce.

Die Vergabepraxis der Regierungswerbung unter Türkis-Grün ist laut einer Studie des Medienhauses Wien zu den Inseraten in Österreichs Zeitungsverlagen eine Farce.
Foto: STANDARD/Seywald

So flossen 2021 beinahe 60 Prozent des rund 28 Millionen Euro schweren Inseratevolumens in die Print- und Onlinekanäle der drei Boulevardmedien Krone,Österreich/Oe24 und Heute. Warum etwa DER STANDARD nur 2,20 Euro pro Leser erhielt, während an die Mediengruppe Österreich 8,30 Euro gingen, ist nicht mit Informationszielen zu erklären. Steht dahinter der Wunsch nach wohlwollender Berichterstattung – nach dem Motto "Eine Hand wäscht die andere"?

Die Lehren aus der Inseratenaffäre sollten bald gezogen werden, denn Intransparenz ist das Einfallstor für Korruption. Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) ist gefordert, nachvollziehbare Kriterien für Regierungswerbung vorzulegen. Diese darf nur einem Zwecke dienen: der Information der Bevölkerung.

Dass sie auch als eine Art indirekte Medienförderung fungiert, sollte schleunigst der Vergangenheit angehören. Schließlich geht es um Millionen Euro an Steuergeld. Die Vorschläge für eine Reform der Inseratenpraxis und der Medienförderung liegen ja längst auf dem Tisch. Es wird Zeit, sie umzusetzen. (Oliver Mark, 5.7.2022)