Ein Bild vom diesjährigen Radklassiker Paris–Roubaix. Ähnliches wird das Peloton am Mittwoch auf der fünften Etappe der Tour de France erwarten.

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Tour de France, das bedeutet: Drama, Spektakel und Tragödie. Nun könnte man meinen, dass dafür in den drei Wochen des Rennens genug Zeit sein sollte. Trotzdem hat die Tourorganisation Amaury Sport Organisation (ASO) möglichst viel davon in die erste Woche gepackt. Das vorläufige Highlight steht am Mittwoch an – die Kopfsteinpflaster-Etappe von Lille nach Arenberg Port du Hainaut.

Dort werden insgesamt elf Kopfsteinpflaster-Passagen, die man sonst vom Paris–Roubaix-Klassiker kennt, erstmals seit 2018 wieder Teil einer Etappe sein. Der Spitzname des Klassikers, Hölle des Nordens, kommt nicht von ungefähr: Wer mit dem eigenen Rad schon über Kopfsteinpflaster gefahren ist, weiß, wie sehr es durchschüttelt. Mit 35 km/h wird das nicht unbedingt angenehmer. Insofern ist für die Fahrer neben fahrerischer Klasse eine Extraportion Konzentration vonnöten, um heil im Ziel anzukommen. Ebenso ist das Wetter ein entscheidender Parameter, ob das Pflaster nur staubig oder eben schlammig überwunden wird.

Gemischte Gefühle

Die Aussicht auf die Etappe sorgt für unterschiedliche Gefühlslagen. Besonders konkret wurde der deutsche Cofidis-Fahrer Simon Geschke in der "Sportschau" der ARD: "Die Organisation weiß, dass die erste Woche supernervös ist und die Fahrer wirklich um jeden Zentimeter kämpfen. Es wird ja schon gehofft, dass es ein Spektakel wird. Aber es wird definitiv Risiko in Kauf genommen und macht es für uns supergefährlich." Für viele Fans vor den Bildschirmen macht dies wiederum den Reiz der Tour aus.

Der Niederländer Mathieu van der Poel prophezeit, dass die Etappe "nervös und hektisch" werden könnte. "Auch die Fahrer für das Gesamtklassement wollen vorne sein und keine Zeit verlieren", sagt van der Poel. Er macht sich berechtigte Hoffnungen auf einen Etappensieg: "Ich freue mich drauf. Ich sollte in der Lage sein, an dem Tag ein gutes Ergebnis zu erzielen." Auch der Fahrer im gelben Trikot, Wout Van Aert, gehört zu den Favoriten.

Cédric Coutouly, Streckenplaner der ASO, verteidigt das harte Pflaster. Ein guter Tour-de-France-Fahrer müsse "fähig sein, über Kopfsteinpflaster zu fahren".

Spannende Streckenführung auch wegen Eintönigkeit an der Spitze?

Da ein enger Kampf um das Maillot Jaune nicht wirklich in Aussicht ist – dafür ist die Dominanz Tadej Pogacars zu groß –, könnte die Streckenführung der Tour diesen dramaturgischen Nachteil wettmachen. Dafür sorgte schon die Brückenüberquerung in Dänemark, am französischen Nationalfeiertag wird das legendäre Alpe d'Huez angesteuert.

Für die ASO kommt die Streckenführung außerdem einem Werbeeffekt gleich. Sie ist neben der Tour auch für die Organisation von Paris–Roubaix zuständig. (Jens Wohlgemuth, 6.7.2022)