Die Feststoffrakete "The Hound" des "Space Teams". Die neue Testanlage ist für deutlich leistungsfähigere Flüssigtreibstofftriebwerke ausgelegt.
Foto: TU Wien Space Team

Ein junges "Space Team" der Technischen Universität (TU) Wien hat eine Anlage für den Test von Raketenmotoren in Betrieb genommen. Damit lassen sich leistungsfähige Flüssigtriebwerke testen – eine wichtige Voraussetzung für die nächste Generation von Raketen, die die Studenten nun konstruieren möchten. Der Prüfstand TS03-24kN "Franz" passt auf einen Fahrzeuganhänger, damit die Tests sicher an entlegenen Orten wie Steinbrüchen durchgeführt werden können.

Erfolgreiches "Space Team"

Das "Space Team" der TU Wien hat in den vergangenen Jahren bereits Mini-Satelliten entwickelt, die ins All transportiert wurden, Raketen in Höhen von mehreren Kilometern geschossen und ist bei internationalen Wettbewerben gegen andere Uni-Teams angetreten. Nun wollen sie sich verstärkt Flüssigraketen widmen, wie sie auch von der Nasa oder SpaceX verwendet werden.

"Für Studierendenteams ist das noch ungewöhnlich. Es gibt weltweit nur ganz wenige Teams, die sich an das Thema Flüssigrakete heranwagen", erklärte Taras Weinl vom "Space Team". Der Grund dafür ist, dass diese Technologie deutlich komplizierter ist. Im Gegensatz zu Feststofftriebwerken, wo eine chemische Verbindung (Oxidator), die den notwendigen Sauerstoff liefert, mit dem Brennstoff vermischt ist, gibt es bei Flüssigtriebwerken getrennte Tanks für Brennstoff und Oxidationsmittel.

Die mobile Testanlage TS03-24kN "Franz" wurde nun in Betrieb genommen.
Foto: TU Wien Space Team

Schub von bis zu 25 Kilonewton

Um eine kontinuierliche, effiziente Verbrennung zu ermöglichen, muss die passende Mischung der beiden Stoffe erzeugt werden. Dafür kann man den Schub regeln und das Triebwerk abschalten und erneut zünden. Kleinere solcher Triebwerke testet das "Space Team" bereits seit einigen Jahren, mit der neuen Prüfanlage sollen nun auch Testreihen für große Triebwerke durchgeführt werden. Verwendet wird dabei Sauerstoff und Ethanol.

Der Prüfstand ist auf Raketentriebwerke mit einem Schub von bis zu 24 Kilonewton ausgelegt. Zum Vergleich: Ein Formel-1-Auto, das in 2,5 Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigt, hat einen Schub von etwa 8 Kilonewton.

Bei den Tests sind die Studenten rund 100 Meter vom Teststand entfernt und steuert den Ablauf am Computer. Sensoren überwachen den Ablauf aller wesentlichen Prozesse und messen den erzielten Schub. Ein erster Versuch im Juni lief den Angaben der Studenten zufolge erfolgreich. (red, APA, 6.7.2022)