Hat seine Rolle im Mord an der Investigativjournalistin Caruana Galizia in einem Interview gestanden: George Degiorgio beim Verlassen den Gerichts in Valetta.

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Valetta – Ein Angeklagter, der die maltesische Investigativjournalistin Caruana Galizia im Oktober 2017 mit einer Autobombe getötet haben soll, hat die Tat im Interview mit einem Reuters-Reporter gestanden: George Degiorgio erklärte demnach auch, dass er bald weitere Personen nennen würde, die an den Mordplänen beteiligt waren.

Wenn er mehr über Galizia gewusst hätte, hätte er zehn Millionen Euro, nicht 150.000 Euro für den Auftragsmord verlangt, wird Degiorgio zitiert: "Für mich war es nur ein Geschäft." Später fügte er hinzu, dass es ihm leidtue. Das Interview mit Degiorgio wurde im Rahmen der Recherchen für einen Podcast über den Fall mit dem Titel "Who Killed Daphne?" geführt.

Degiorgio erklärte, er werde sich bereits vor einem Prozess schuldig bekennen und die Beteiligung anderer bezeugen, um ein geringeres Strafausmaß für ihn und seinen Bruder zu erwirken. George Degiorgio, sein Bruder Alfred und Vince Muscat sind angeklagt, Galizia im Auftrag eines Geschäftsmanns ermordet zu haben.

Bisher geleugnet

Bisher hatten die Brüder Degiorgio ihre Beteiligung an dem Mord an der Journalistin geleugnet. Muscat hatte sich 2020 schuldig bekannt und wurde nach seinen Zeugenaussagen zu einem reduzierten Strafausmaß von 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

Als Drahtzieher wurde einer der reichsten Geschäftsleute der Insel, Yorgen Fenech, angeklagt. Fenech hat die Vorwürfe bisher bestritten, aber noch keine Verteidigung präsentiert. In einem Statement seines Rechtsanwalts erklärte er, dass er vor Gericht beweisen werde, dass er die Ermordung Galizias "zu keiner Zeit gewollt, aktiv gesucht oder finanziert" habe.

Fenech wurde von einem Mittelsmann, dem Taxifahrer Melvin Theuma, als Drahtzieher identifiziert. Theuma erklärte, dass er den Mord mit den Degiorgio-Brüdern auf Fenechs Geheiß arrangiert habe, ohne den Brüdern je die Identität des Auftraggeber zu enthüllen.

Bereits früherer Mordplan

Im Interview erklärte Degiorgio, dass er bereit sei zu bezeugen, dass ein maltesischer Toppolitiker bereits zwei Jahre zuvor einen Auftragsmord an Galizia geplant hatte. Zudem würde er die Beteiligung von zwei ehemaligen Ministern an einem bewaffneten Raubüberfall bezeugen.

Die Investigativjournalistin Caruana Galizia wurde im Oktober 2017 durch die Detonation einer Autobombe getötet, nachdem sie eine Serie von Korruptionsvorwürfen gegen Prominente, darunter Minister der regierenden Labour Party, erhoben hatte. Dies hatte zum Verdacht geführt, dass einige der Leute, gegen die sie die Vorwürfe erhoben hatte, zu den Auftraggebern des Mordes gehören könnten. (Reuters, red, 7.7.2022)