Brittney Griner, in Moskau inhaftierte Basketballerin, hat sich schuldig bekannt.

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Am 17. Februar 2022 wird am Flughafen Moskau-Scheremetjewo eine US-Amerikanerin verhaftet. In ihrem Gepäck soll sie Kartuschen mit Haschischöl für E-Zigaretten haben. Die Menge entspricht demnach weniger als einem Gramm Cannabis in fester Form, doch die Substanz ist in Russland illegal. Es wird wegen Drogenschmuggels ermittelt, bei Verurteilung drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Erst Wochen später erfährt die Öffentlichkeit die Identität der Verhafteten: Es ist Brittney Griner (31), Star der WNBA, der nordamerikanischen Basketball-Profiliga der Frauen. Seit 2013 stellte sie als Center für ihr Team Phoenix Mercury regelmäßig Rekorde auf. Den USA verhalf sie zu vier Goldmedaillen – dank Siegen bei den Olympischen Spielen 2016 (Rio de Janeiro) und 2021 (Tokio) sowie bei den Weltmeisterschaften 2014 (Türkei) und 2018 (Spanien).

Im Gegensatz zur Entlohnung ihrer NBA-Kollegen ist das Gehalt der WNBA-Spielerinnen gedeckelt, mit 228.000 US-Dollar pro Saison. Viele von ihnen treten darum in der Saisonpause für Vereine in anderen Ländern an, wo sie besser verdienen können. Griner spielte seit 2015 für den russischen Verein UGMK Jekaterinburg, den sie zweimal zum Euroleague-Titel führte.

"Politisches Pfand"

Die Verhaftung erfolgt, als Griner erneut auf dem Weg nach Jekaterinburg ist. Sowohl ihre Ehefrau Cherelle als auch ihr WNBA-Verein gehen auf Anraten der Behörden zunächst nicht an die Öffentlichkeit. Im Mai erklärt das US-Außenministerium, dass Griner zu Unrecht festgehalten werde. Kurz heißt es, ein Gefangenenaustausch gegen den russischen Waffenhändler Wiktor But, der in den USA eine 25-jährige Haftstrafe verbüßt, stehe im Raum. "Brittney ist ein politisches Pfand", sagt Cherelle Griner. Auch die Teamkolleginnen drängen auf ihre Freilassung, besorgt darüber, dass sie als schwarze, lesbische Frau im LGBTQI-feindlichen Russland in Lebensgefahr sein könnte.

Griners U-Haft wurde schon bis Dezember verlängert, am ersten Juli begann ihr Prozess. Vor Gericht sitzt sie in einem Käfig, am Donnerstag bekannte sie sich schuldig, bestritt aber jeglichen Vorsatz. Am Nationalfeiertag hatte sie Präsident Joe Biden in einem Brief gebeten, er möge sie nicht vergessen. "Ich bin allein mit meinen Gedanken, ohne den Schutz meiner Frau, meiner Familie und meiner Freunde, meines Olympia-Trikots oder meiner Errungenschaften, und ich habe Angst, dass ich vielleicht für immer hierbleiben muss." (Ricarda Opis, 7.7.2022)