Meisterbassist Dave Holland beehrt das Porgy & Bess.

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Wien – Würde man nach der bemerkenswerten "Arbeitsweise" des Jazz Fest Wien urteilen, müsste man feststellen: Corona hat den Jazz und nahe Verwandte endgültig begraben. Schließlich hat das Festival einen recht bemerkenswerten Hattrick geschafft, indem es zum dritten Mal hintereinander nicht stattfindet. Nicht einmal eine abgespeckte Version oder ein symbolisches Lebenszeichen konnte man sich abringen. Sie erinnern sich: Es ist jene Reihe, die so gerne in der Wiener Staatsoper gastiert.

Drumherum ist allerdings durchaus einiges los. Bevor es beim Jazzfestival in Saalfelden – hoffentlich in der alten international beachteten Form – losgeht (18. bis 21. 8), lädt das immer interessante Inntöne-Festival (22. bis 24. 7.) ins ländliche Ambiente des oberösterreichischen Örtchens Diersbach.

All-Star-Atmosphäre

Wer in Wien weilt, dem bietet das Wiener Porgy & Bess einen Sommer lang hochkarätiges Programm, das übrigens nach wie vor auch online zu konsumieren ist. Hinter der Combo Sound Prints (10. 7.) etwa verbergen sich mit Trompeter Dave Douglas und Saxofonist Joe Lovano echte Kapazunder des modernen Jazz (im Quintett dabei auch Joey Baron am Schlagzeug).

All-Star-Atmosphäre versprüht auch das Crosscurrents Trio (13. 7.): Bassist Dave Holland, Tabla-Spieler Zakir Hussain (in den 1970ern bei John McLaughlins Shakti) und Saxofonist Chris Potter widmen sich der Stilfusion. Etwas grooviger geht es dann im Porgy bei der souligen Robert Cray Band zu (20. 7.) , wobei auch die Band Mother’s Finest (18. 8.) mit ihrer rauen Funk-Rock-Metal-Soul-Mischung druckvolle Direktheit bieten wird.

Nicht zu vergessen das Jazz Fest Wiesen. Ebendort werden Drummer Billy Cobham, Trompeter Randy Brecker und Saxofonist Bill Evans als Modern-Standards-Supergroup Pop-Hits von heute zu JazzStandards verarbeiten (16. 7.). Mit dabei? Nummern von Billie Eilish, The Weeknd, Miley Cyrus, Taylor Swift, Dua Lipa und Shakira. Des weiteren gastieren in Wiesen der Post-Bop-Könner und Saxofonist Kenny Garrett wie auch die international angesehene heimische Formation Shake Stew. Die Selbstmarginalisierung des Jazz Fest Wien bleibt also durchaus verkraftbar. (Ljubisa Tosic,8.7.2022)