Andreas Treichl ist bei Froots als Investor an Bord.

Foto: Nuno Filipe Oliveira

Die Österreicher horten aktuell rund 300 Milliarden Euro auf Sparkonten. Geld, das dort unverzinst liegt und aufgrund der hohen Inflation einen Realzinsverlust erleidet. So schmelzen pro Jahr Milliarden Euro weg. Hier entgegenzuwirken ist das Ziel von Froots. Das österreichische Finanzunternehmen wurde 2019 gegründet, hat seit vergangenem Sommer die Vermögensverwaltungslizenz und will loslegen.

Kunden können ab 150 Euro pro Monat veranlagen. Das Geld wird via ETFs investiert. "Was wir bieten, ist aber eine private Vermögensverwaltung", sagt David Mayer-Heinisch, Gründer und Geschäftsführer von Froots. So grenze man sich auch von anderen Anbietern ab. "Wir haben bewusst den Ansatz gewählt, ein Private Banking für jedermann anzubieten", sagt Mayer-Heinisch. Denn beim Investieren gehe es immer um die Langfristigkeit.

Dynamisches Risiko

Je weiter Kunden von ihrem Anlageziel entfernt sind, desto mehr Risiko wird am Kapitalmarkt eingegangen. Je näher Kunden ihrem Ziel sind, desto mehr Risiko wird herausgenommen. Diese aktive Steuerung soll das aufgebaute Vermögen absichern. Als Kosten fallen ein Prozent pro Jahr an, bemessen an der veranlagten Summe. Je länger Kunden veranlagen, desto günstiger wird es. "Nach fünf Jahren sinkt die Gebühr auf 95 Basispunkte, nach zehn Jahren auf 90 Basispunkte", erklärt Mayer-Heinisch.

Mit an Bord hat Froots bekannte Investoren. Einer von ihnen ist Andreas Treichl, ehemaliger Chef der Erste Group und nunmehr Präsident und Vorsitzender im Aufsichtsrat der Erste-Stiftung. Treichl hält zehn Prozent an Froots und sitzt im Advisory-Board. Es ist der Ansatz des Start-ups, der Treichl laut eigenen Aussagen überzeugt hat. "Alle Menschen sollen Zugang zu professioneller Vermögensverwaltung haben", sagt Treichl. Für den Ex-Banker ist neben physischer und mentaler Gesundheit die finanzielle Gesundheit ein wesentlicher Punkt. Froots konzentriere sich auf jenes Gebiet, auf dem die Österreicher laut Treichl unterfinanziert sind – nämlich am Kapitalmarkt.

Zinslos am Sparbuch

Dass die Mittelschicht ihr Geld lieber zinslos auf dem Sparkonto lasse und nicht an den Kapitalmarkt und einen langfristigen Vermögensaufbau denke, sei eine Lücke, die geschlossen gehöre. "Eine Konsequenz davon ist, dass die Immobilienpreise stark gestiegen sind", sagt Treichl. Weil das Geld, das am Kapitalmarkt veranlagt werden könnte, in Immobilien steckt. "Damit wird ein Eigenheim für junge Menschen aber unerschwinglich", sagt Treichl.

150 Euro als Mindestinvestment ist aber auch eine Barriere, die sich nicht jeder Österreicher wird leisten können. Vor allem im aktuell inflationären Umfeld sorgt der Preisauftrieb für eine Verschiebung der Kosten. "Es ist leider so, dass ein Teil der Gesellschaft am Vermögensaufbau nicht teilnehmen kann, weil er sein gesamtes Geld zum Leben braucht", sagt Treichl. In diesen Fällen spreche man von Armut. Die aktuelle Lage mit hoher Inflation und Nullzinsen trage hier nicht zu einer Entspannung bei.

Die Entlastungspakete der Regierung bewertet Treichl daher positiv. "Aber die Maßnahmen sind nur für den Moment", sagt der Ex-Banker. Denn alles, was der Staat ausgebe, müsse er auch wieder einmal hereinholen. "Jede Zuwendung des Staates endet in einer höheren Belastung der Bürger", sagt Treichl. Weil die Steuern hierzulande ohnehin schon hoch sind, rät der Banker dazu, beim Thema Einkommenssteuer anzusetzen. Das sei ein Weg, der es auch jungen Menschen erlaube, ein Vermögen überhaupt aufzubauen. (Bettina Pfluger, 8.7.2022)