Carlos Sainz hat sich den Anordnungen aus der Box widersetzt und damit die Grundlage für seinen Triumph geschaffen.

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Spielberg – Das neue Formel-1-Siegergesicht Carlos Sainz hat sein Verhalten am Ende des Grand Prix von Großbritannien verteidigt. Der Spanier, der am Sonntag in Silverstone sein erstes Rennen gewann, hatte einem Funkspruch nicht Folge geleistet, während der Safety-Car-Phase zehn Wagenlängen hinter seinem Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc Platz zu lassen. "Ferrari hat gewonnen, ich habe gewonnen, also war es sicher keine falsche Entscheidung", sagte Sainz am Donnerstag in Spielberg.

"Im Auto habe ich genau gewusst, was ich zu tun hatte, um Charles nicht in eine unvorteilhafte Situation zu bringen, aber für Ferrari gleichzeitig den Rennsieg zu holen. Das ist, was für das Team am wichtigsten ist", erklärte er weiter. "Ich habe Charles nicht unnötigem Risiko oder Druck ausgesetzt, als ich ihn überholt habe, da ich gewusst habe, ich würde ihn mit den weichen Reifen relativ leicht überholen." Er würde es genau so wieder tun, insistierte Sainz, "und ich denke, das Team hat meine Position perfekt verstanden".

Alles unter Kontrolle

Dicke Luft gebe es bei Ferrari nicht, die Besprechung nach dem Rennen sei nicht hitzig gewesen. "Es war ein ziemlich kurzes Briefing, weil wir zum Flughafen aufbrechen und das Gruppenfoto machen mussten. Ich denke, Charles war bei der Anti-Doping-Kontrolle, daher konnten wir das Briefing nicht gemeinsam haben", sagte Sainz. "Das Briefing ist normal abgelaufen, wie es sein sollte. Eine unserer Stärken ist der Teamgeist, den wir bei Ferrari haben. Solche Sachen sind immer unter Kontrolle."

Direkt nach dem Rennen in der Vorwoche hatte Leclerc nicht glücklich gewirkt. Der Monegasse, der nach den ersten Saisonrennen in der WM-Wertung schon weit in Führung gelegen war, verpasste als Vierter zum fünften Mal in Folge das Podest. Im Gegensatz zu Sainz hatte Ferrari ihm keine neuen Reifen gegeben, mit denen er sich verteidigen hätte können. Ihm glitt damit auch eine gute Möglichkeit aus den Händen, gegenüber WM-Leader Max Verstappen verlorenen Boden gut zu machen. Der Niederländer belegte in England im Red Bull nur den siebenten Platz.

43 Punkte Rückstand

Leclerc hat im Klassement als Dritter ein Handicap von 43 Punkten. "Wir müssen sicherstellen, dass solche Dinge nicht zu oft in einer Saison passieren. Für mich ist es mehr diese Anhäufung in den letzten fünf Rennen, die hart zu verdauen ist", sagte er in Österreich. "Ich bin so motiviert, wie ich es immer war", versicherte Leclerc allerdings. "Auf lange Sicht, davon bin ich nach wie vor überzeugt, können wir noch immer die Weltmeisterschaft gewinnen."

Sainz liegt als Vierter 54 Punkte zurück. Sein erster Grand-Prix-Sieg just beim 150. Anlauf habe sich großartig angefühlt, bekundete er. "Wenn ich etwas sagen kann, dann das, dass er in mir noch mehr Hunger ausgelöst hat, so bald wie möglich wieder zu gewinnen", betonte der 27-Jährige. Viel Zeit, sich mit den Ereignissen von Silverstone auseinanderzusetzen, habe er aber ohnehin nicht. An diesem Wochenende steht auf dem Red Bull Ring in Spielberg bereits das nächste Rennen an. (APA, 7.7.2022)