Die beeindruckendste Leistung von Boris Johnson bleibt, dass er einmal minutenlang im (australischen) TV Homers Ilias auswendig hersagen konnte. Auf Altgriechisch. "When I’m in trouble", dann deklamiere er das immer für sich selbst, erklärte er der Interviewerin (Youtube). Jetzt ist er endgültig "in trouble". Ob er an die Stelle denkt, wo die Seelen der Helden in den Hades geschickt werden ("Aidi proiapsen")? Für Politiker wie ihn ist der Amtsverlust tatsächlich wohl der Abstieg in das Schattenreich der Unterwelt.

Der britische Premier Boris Johnson kündigte am Donnerstag widerstrebend seinen Rücktritt an.
Foto: imago/ZUMA Press/Matt Roberts

Das Internet wimmelt nun von Boris-Fotos und -Videos, denn er ließ keine Gelegenheit aus, sich in allen möglichen Situationen und Dressen zu zeigen. Und wenn es ein Rugby-Spiel in Japan ist, wo er einen Zehnjährigen niedermäht. Auch ein österreichischer Ex-Kanzler stellt nun ein Foto auf Instagram: Christian Kern und Boris beim Frühsport im New Yorker Central Park, der Brite in augengefährdenden Sport(?)-Hosen mit Blumenmuster.

Kern wird ja auch nachgesagt, dass er den Rückzug aus der Politik inzwischen zutiefst bedauert und mit einem Comeback kokettiert. Er hat dementiert, kritisiert aber die Regierung auf Twitter recht heftig – vielleicht mehr, als man von jemandem erwarten würde, der sich in die Privatwirtschaft verabschiedet hat. Politik hat doch einen gewissen Suchtfaktor. Man kann sich auch Boris Johnson nur schwer als Lektor für Altphilologie vorstellen. (Hans Rauscher, 8.7.2022)