Der Amazonas in Südamerika ist der weltweit größte tropische Regenwald.

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Sao Paulo – Die Abholzung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes hat in den ersten sechs Monaten des Jahres einen neuen Rekordwert erreicht. Von Jänner bis Juni wurden in der Region 3.988 Quadratkilometer gerodet, wie am Freitag veröffentlichte Daten der brasilianischen Weltraumforschungsagentur Inpe zeigen. Das ist eine Fläche von der fünffachen Größe von New York City. Im Vergleich zu denselben Monaten des Vorjahres ist das ein Anstieg um mehr als zehn Prozent.

Höchste Zahl an Bränden seit 15 Jahren

Es ist der höchste Wert für diesen Zeitraum, seit die Behörde Mitte 2015 mit der Erstellung ihrer aktuellen Datenreihe begann. "Wenn wir hohe Abholzungszahlen haben, ist es unvermeidlich, dass wir auch hohe Brandzahlen haben werden", sagte Manoela Machado, Forscherin für Waldbrände und Entwaldung am Woodwell Climate Research Center und der Universität Oxford.

Brasilien verzeichnete im Juni die höchste Zahl an Bränden im Amazonasgebiet seit 15 Jahren, obwohl diese Brände nur einen Bruchteil dessen ausmachen, was normalerweise im August und September auftritt, wenn die Brände ihren Höhepunkt erreichen, so die Inpe-Daten. Unter dem internationalen Druck der USA und Europas verpflichtete sich die brasilianische Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro, illegale Abholzungen bis 2028 zu beenden. Beim Weltklimagipfel in Glasgow im November 2021 unterzeichnete die Regierung zusammen mit mehr als 100 weiteren Staaten ein globales Abkommen, das vorsieht, großflächige Rodungen zu beenden.

Kritik von Umweltschützern

Wissenschafter werfen der Regierung vor, illegale Rodungen zu dulden. Spekulanten rechneten mit Straflosigkeit und würden immer wieder Urwaldgebiete roden. Genutzt werde die freie Fläche für den Anbau von Soja und die Rinderzucht.

"Die Zerstörung des Amazonas wird von Jahr zu Jahr verheerender. Unter Bolsonaro und seiner Anti-Umwelt-Politik wird der Amazonas mit allen Mitteln geplündert. Doch wir alle brauchen einen intakten Regenwald. Er beheimatet indigene und traditionelle Gemeinschaften, ist essenzieller Lebensraum von Tieren wie Jaguaren, Affen und Faultieren und die grüne Lebensader für ein intaktes Klima. Verlieren wir den Regenwald, verlieren wir auch den Kampf gegen die Klima- und Artenkrise", warnte Lukas Meus, Waldexperte bei Greenpeace in Österreich. (APA, 9.7.2022)