Trotz des erschütternden Anschlags ist die Bevölkerung dazu aufgerufen, zu den Wahlurnen zu gehen.

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Tokio – Bei der Oberhauswahl in Japan zeichnet sich nach dem Attentat auf den früheren Ministerpräsidenten Shinzo Abe eine höhere Wahlbeteiligung ab. Bis zum Vormittag (11 Uhr Ortszeit, 4 Uhr MESZ) hätten 10,44 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, teilte das Innenministerium am Sonntag mit. Bei der letzten Wahl für das Oberhaus 2019 lag die Beteiligung zu diesem Zeitpunkt bei 9,7 Prozent.

Medienberichten zufolge haben etwa 15 Prozent der Wähler bereits per Briefwahl abgestimmt. Die Wahllokale sind noch bis 20 Uhr (Ortszeit, 13 Uhr MESZ) geöffnet. Mit ersten Prognosen wird anschließend gerechnet.

Partei von Abe kann mit Wahlsieg rechnen

Beobachter erwarteten bereits vor Abes Erschießung einen Sieg für die Regierungskoalition unter Führung der Liberaldemokratischen Partei (LDP) von Ministerpräsident Fumio Kishida, Parteifreund und Schützling Abes. Die alle drei Jahre stattfindende Wahl zum weniger einflussreichen Oberhaus gilt als Stimmungsbarometer für die Regierung. Umfragen zufolge kann die LDP auf 60 der 125 zur Wahl stehenden Sitze hoffen. Derzeit hat sie 55. Insgesamt umfasst die zweite Kammer des japanischen Parlaments 248 Sitze. Alle drei Jahre wird etwa die Hälfte neu vergeben.

Die Trauer und Anteilnahme ist nach dem Attentat weiterhin groß.
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Abe war am Freitag während einer Wahlkampfrede erschossen worden. Der Wahlkampf wurde zunächst unterbrochen, am Samstag aber unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen wieder aufgenommen. Eine Verschiebung der Wahl lehnte Kishida ab.

US-Außenminister Blinken reist nach Japan

Am Montag erwartet das Land mit US-Außenminister Antony Blinken jedenfalls hoher Besuch. Er wolle den Japanern bei einem Treffen mit Regierungsvertretern in Tokio persönlich "sein Beileid aussprechen", teilte das US-Außenministerium mit. Blinken hält sich derzeit zu einem Besuch in Thailand auf.

Unterdessen berichteten japanische Medien, dass der Attentäter ursprünglich geplant hatte, einen Bombenanschlag zu verüben. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete, habe der 41-jährige frühere Marinesoldat versucht, eine Bombe zu bauen. (red, 10.7.2022)