Schaut eher nicht nach satanischem Ritual aus: Mitarbeiter im Kontrollzentrum des Cern.

Foto: Reuters/Pierre Albouy

Drei Jahre lang wurde der Teilchenbeschleuniger im Schweizer Forschungsinstitut Cern gewartet und erweitert. Vor wenigen Tagen nahm er wieder seinen Betrieb auf. Das erste Experiment brachte gleich neue Erkenntnisse. Der Large Hadron Collider (LHC) ermöglichte die Entdeckung dreier neuer, exotischer Teilchen.

Während Teilchenphysiker und andere Freunde der Wissenschaft die Versuche mit neugieriger Spannung mitverfolgten, grassierte bei anderen offenbar die blanke Angst. Esoteriker und Verschwörungserzähler waren weniger an neuen Erkenntnissen interessiert, sondern befürchteten, dass die Erde bald von dunklen Mächten aus einer Paralleldimension heimgesucht werden könnte. IFLScience hat Reaktionen gesammelt.

"Was auch immer sie für ein Portal öffnen, sie sollten es besser nicht tun"

"Wer hat schon seit einer Weile gefühlt, dass eine große Veränderung kommt?", wird etwa ein Nutzer zitiert, der nach eigenen Angaben ausgebildeter Astrologe ist. "Am 5. Juli werden wir die Zeitlinie wechseln, wenn Cern sein Maschinending einschaltet und ein Portal öffnet, durch das auch das Unbekannte hereinkommt." Abschließender Ratschlag: "Haltet eure positiven Vibes und Energie aufrecht."

"Ich habe mir das angeschaut", so ein anderer Nutzer. Er empfiehlt, Ausschau nach einem verzehnfachten Auftreten des sogenannten Mandela-Effekts zu halten. Denn schon 2012 sei dieser wegen der hohen elektrischen Spannung bei einem LHC-Versuch verstärkt worden. Der Nutzer ist überzeugt: "Was auch immer sie für ein Portal öffnen, sie sollten es besser nicht tun".

Logischen Sinn ergibt die Aussage freilich nicht. Unter dem Mandela-Effekt versteht man ein Phänomen, bei dem eine große Menge an Menschen denken, dass ein Ereignis stattgefunden hat, das aber tatsächlich nie passiert ist. Es steht in keinem Zusammenhang mit Elektrizität. Twitter-Nutzer "Eric" hat weitere obskure Aussagen zur damaligen Ankündigung des neuen Versuchs gesammelt.

Tatsächlich könne man Experimente durchführen, um zu versuchen, die Existenz zusätzlicher Dimensionen nachzuweisen, heißt es auf der Website des Cern. Gängige Theorien zu Multidimensionalität legen nahe, dass es in anderen Versionen Partikel geben muss, die in ihren Eigenschaften jenen in unserer Dimension entsprechen, die aber viel schwerer sind. Ihre Entdeckung wäre mit dem LHC grundsätzlich möglich.

Für Besorgnis sorgt auch immer wieder die theoretische Möglichkeit der Entstehung schwarzer Löcher, die ebenfalls Hinweise auf Paralleldimensionen geben könnten. Dazu halten die Forscher allerdings fest, dass diese so winzig und leicht wären, dass sie sofort zerfallen würden. Die Möglichkeiten, ein schwarzes Loch von astronomischer Gefährlichkeit zu schaffen, hat man am Cern nicht.

Warten auf die transdimensionalen Echsen

Offenkundig führte der Versuch am LHC am 5. Juli auch nicht zu einem Dimensionswechsel. Davon ließen sich aber manche Verschwörungserzähler nicht beeindrucken. "Viele verharmlosen, wie gefährlich die Agenda des Cern ist", so der Twitter-User "Reptile Hybrid", dessen Konto ausschließlich aus Verschwörungserzählungen und Esoterik besteht. "Es ist nicht so, dass gleich Wesen aus einem Portal springen und jeden töten. So funktionieren satanische Rituale nicht. Die Folgen dessen, was passiert ist, werden sich in den kommenden Monaten entfalten."

Einige Stunden zuvor klang er noch wesentlich besorgter: "In 8 Stunden werden die Tore zur ‘Hölle’ geöffnet. Transdimensionale reptiloide Wesen haben es auf euch und eure Familie abgesehen. Das ist keine Übung." (gpi, 10.7.22)