Fumio Kishida dürfte Premier bleiben.

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Japans Regierungskoalition hat die Oberhauswahl am Sonntag wie erwartet klar gewonnen. Laut der Prognose des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders NHK haben die regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) und ihr kleinerer Partner Komeito zusammen mehr als die Hälfte der 125 zur Wahl stehenden Sitze der zweiten Parlamentskammer errungen.

Die oppositionelle Konstitutionelle Demokratische Partei (CDP) tat sich erneut schwer. Das Ergebnis erhöht die Chancen von Premierminister Fumio Kishida, die LDP und damit Japan bis zu den nächsten Wahlen im Herbst 2025 unangefochten zu führen.

Das dominierende Thema im Wahlkampf waren die kräftig gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel nach rund drei Jahrzehnten leichter Deflation. Hier hatte Kishida mit staatlichen Subventionen für Benzin und Diesel gegengesteuert.

Wahlkampf fortgesetzt

Das Attentat auf den früheren Regierungschef Shinzo Abe am Freitag, zwei Tage vor dem Wahltermin, hat der LDP möglicherweise einige zusätzliche Sympathiestimmen eingebracht. Der 67-Jährige war auf offener Straße von Schüssen aus einer selbstgebauten Waffe getroffen worden und verstarb später im Krankenhaus. Dennoch wurde der Wahlkampf am Samstag fortgesetzt.

Unterdessen sickerten aus Ermittlerkreisen weitere Einzelheiten über den Attentäter an die Öffentlichkeit. Danach hatte der Ex-Marinesoldat auch versucht, eine Bombe zu bauen. In seiner Einzimmerwohnung lagen laut Angaben des Magazins Gendai Business Chemikalien zur Herstellung von Sprengstoff, zudem roch es stark nach Schießpulver.

Nach seiner Verhaftung sagte der 41-Jährige, er habe aus Hass auf eine religiöse Gruppierung gehandelt, die Abe unterstützt habe. Seine Mutter war Anhängerin der Gruppe geworden, hatte ihr viel Geld gespendet und dadurch das Auseinanderbrechen der Familie verursacht. Er musste sein Studium an der renommierten Doshisha-Universität in Kioto aufgeben, weil die Mutter die Studiengebühren nicht mehr bezahlen konnte.

Verbindungen zu LDP

Weder die Polizei noch die großen Medien nennen bisher den Namen der Gruppe. Offenbar fürchten sie Übergriffe auf Koreaner und andere Ausländer sowie eine Belastung der Beziehungen zu Südkorea. Denn jede Recherche führt schnell zur umstrittenen Vereinigungskirche, die vom Koreaner San Myung Mun gegründet wurde.

Diese Gruppe unterstützt in vielen Ländern rechtskonservative Anliegen. Die Verbindung zwischen der Vereinigungskirche und vielen Abgeordneten der LDP ist in politischen Kreisen ein offenes Geheimnis. Im Vorjahr trat Abe auf einer Veranstaltung der Gruppe auf. (Martin Fritz aus Tokio, 10.7.2022)