Seit kurzem ist das als "Wasserbatterie" fungierende Pumpspeicherkraftwerk in Betrieb.

Foto: Nante de Drance SA

14 Jahre hat es gedauert und rund zwei Milliarden Euro gekostet, doch seit ein paar Tagen ist es so weit: Die Schweiz hat eine "Wasserbatterie" in Betrieb genommen, die ein Äquivalent bis zu 20 Millionen Kilowattstunden an elektrischer Energie aufnehmen kann. Diese soll bei Bedarf dem Stromnetz zugeführt werden, um es stabil zu halten.

Das Timing könnte angesichts der drohenden Versorgungsprobleme im Herbst und Winter wohl kaum besser sein. Das Pumpspeicherkraftwerk "Nant de Drance" befindet sich 600 Meter tief im Untergrund. Es steckt in einem Tunnel zwischen den Stauseen Emosson und Vieux Emosson. Dieser erstreckt sich rund 17 Kilometer durch alpines Gestein und ist der Hauptgrund für die lange Bauzeit.

Nant de Drance SA

900 Megawatt Leistung

Herrscht im Stromnetz ein Überschuss, so werden damit Pumpen angetrieben, um Wasser vom Stausee Emosson in den höher gelegenen Stausee Vieux Emosson zurückzubefördern. Wird hingegen Energie benötigt, so schaltet Nant de Drance vom Pump- in den Turbinenmodus, was in weniger als fünf Minuten möglich ist. Dann fließt das Wasser zurück in den Stausee Emosson und treibt dabei sechs Turbinen an, die in einer 194 Meter langen Kammer liegen.

Jede dieser Turbinen erreicht einen Leistungs-Output von bis zu 150 Megawatt und laut Betreiber eine achtzigprozentige Effizienz. Mit insgesamt 900 Megawatt ist die Leistung etwa auf dem Niveau des Atomkraftwerks Gösgen, dessen Nettoleistung mit 1.010 MW angegeben wird. Ist Vieux Emosson komplett gefüllt, kann die Versorgung für die Ablassdauer von 20 Stunden gewährleistet werden.

Nant de Drance SA

Betrieben wird das Kraftwerk vom gleichnamigen Unternehmen Nant de Drance, die zum Energieriesen Alpiq gehört. Allerdings gibt es eine beratende Gruppe, bestehend aus Vertretern des schweizerischen Energieministeriums, des Kantons Valais, verschiedenen Behörden sowie der Naturschutzorganisationen Pro Natura und WWF.

15 bereits abgeschlossene oder noch laufende Projekte, in die circa 22 Millionen Euro investiert wurden, sollen den ökologischen Impact der Errichtung von Kraftwerk und Starkstromleitung abfedern. Über eine Webcam lässt sich der Damm und Füllstand des oberen Speichersees beobachten. (gpi, 10.7.2022)