Cecilia Bartoli heiter mit Nicola Alaimo.

Pöhn

Wien – Sollte Cecilia Bartoli dereinst tatsächlich dem Singen adieu sagen, wäre die Italienerin für das Sprechtheater zu entdecken. Vor allen im Komödienfach würde sie einen substanzvollen Slapstick-Beitrag leisten. Fraglich ist natürlich, ob sie für den Genrewechsel Zeit und Muße hätte. Bartoli ist ja nicht nur Chefin der Salzburger Pfingstfestspiele, die das größere, sommerliche Schwesterfestival heuer mit Gioachino Rossinis Barbier von Sevilla als Wiederaufnahme beschenken.

Bartoli wird demnächst auch die Intendanz der Oper von Monte Carlo antreten, mit der sie an der Wiener Staatsoper dieser Tage mit Werken von Rossini zu Gast war. Bei der freitägigen, szenisch leicht verzierten Abschlussgala hat sich Bartoli zwar als Desdemona in Rossinis Otello von Tenor Rolando Villazón (vokal intensiv und durchaus kultiviert) rollengerecht dramatisch erstechen lassen. Abgesehen von dieser Reise ins Jenseits dominierte jedoch das heitere Fach.

Musste selbst lachen

Besonders im Duo mit Nicola Alaimo (bei Per piacere alla signora aus Il Turco in Italia) war die Art und Weise, wie sie den Herrn ironisch umgarnte, von einer Situationskomik, die es ihr selbst offenbar schwermachte, nicht in ungeplantes Gelächter zu verfallen.

Erwähnenswert auch der komische Dreier, der sich rund um und auf einem Sofa abspielte: Beim Terzett A la faveur de cette nuit obscure aus Le Comte Ory landete die Bartoli mit Rebeca Olvera und Edgardo Rocha in der Horizontalen.

Auch Domingo kam

Natürlich spürt man bei Bartoli, wie ihr diese Rossini-Stilistik mit ihren endlosen Läufen liegt. Die Leichtigkeit und Geläufigkeit, mit der sie auf der Schnellstraße des Vokalen dahinrast, ermöglichen es ihr zudem, die vielen Töne auch mit Theatersinn zu erfüllen.

Die Virtuosin war nicht der einzige Star einer Veranstaltung, deren Erlös der Kinderhilfsorganisation Amade zugutekam: Ildebrando D’Arcangelo sang aus Barbiere. Und auch Plácido Domingo rang sich, begleitet von den Musiciens du Prince – Monaco unter Gianluca Capuano, die Arie Sois immobile aus Guillaume Tell ab, mit gewohnter Intensität.

Am beeindruckendsten aber Levy Sekgapane. Der junge südafrikanische Tenor zeigte u. a. bei der Arie Ah dov’è, dov’è il cimento aus Semiramide Belcanto der Weltklasse. Sekgapane sollte in Hinkunft öfters in der Staatsoper vorbeischauen. (Ljubiša Tošic, 11.7.2022)