Foto: APA/Hans Punz

"Es ist ein Brauch von alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör." Benzodiazepine hat der große Wilhelm Busch noch nicht gekannt, sonst hätte er sie sicher in sein geniales Reimwerk eingearbeitet. Aber die Essenz seiner Aussage bleibt auch so erhalten: In Zeiten der psychischen Beschwer und Betrübnis – und hierfür gibt es, Krieg, Inflation, Pandemie usf., momentan Gründe genug – greift der Mensch eben gerne zum chemischen Helferlein.

Schwerfällige Art

Nicht mehr und nicht weniger hat Kanzler Nehammer bei seiner Parteitagsrede gesagt, in der für ihn typischen schwerfälligen Art, versteht sich. Nehammer weiß aus eigener Erfahrung: Selbst Cobra-Beamte gießen sich häufig einen hinter die Binde, um von den Mühen der Arbeit auszuspannen. Das alles ist unerhört, gewiss, aber man muss Nehammer zugutehalten, dass er sich in kluger Auswahl auf das bevorzugte heimische Drogensortiment bezogen und Heroin oder Crack aus dem Spiel gelassen hat. Das wäre erst ein Aufschrei geworden! Pluspunkt Nummer eins für den Kanzler.

Humorvergleich

Pluspunkt zwei: Im direkten Humorvergleich mit seinem Vorgänger schneidet Nehammer allemal besser ab. Gegen das stromlinienförmige Feel-good-Gesülze von Sebastian Kurz sind selbst die missratensten Witze aus Nehammers Schreibstube pures Comedy-Gold. Und darauf sollten wir jetzt alle gemeinsam einen heben. Oder ein Valium einwerfen, je nachdem, was Ihnen lieber ist. (Christoph Winder, 11.7.2022)