Papageitaucher gehören zu den Hauptattraktionen in Island. Den bunten Schnabel haben sie nur zur Paarungszeit. (Belichtungszeit 1/500 Sek., Blende f/8, Lichtempfindlichkeit ISO 180, Brennweite 500 mm am APS-C-Sensor entspricht 750 mm, umgerechnet aufs Kleinbildformat)
Alle wollen die Puffins sehen. Papageitaucher, wie sie auf Deutsch genannt werden, sind eine der Hauptattraktionen von Island, wo wir gerade auf privater Urlaubsexpedition waren. Kein Wunder, mit ihren leuchtend bunten Schnäbeln und ihren pinguinähnlichen Körpern wirken die Vögel wie Figuren aus einem Trickfilm. Selbst Touristen, die sonst mit Birdwatching nichts am Hut haben, geraten in Verzückung, wenn sie putzige Puffins (Fratercula arctica) erspähen.
Größte Kolonie weltweit
Island beherbergt die weltweit größten Papageitaucherkolonien. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen die Alkenvögel in schlichtem Kleid auf dem offenen Meer, doch zur Paarungs- und Brutzeit putzen sie sich heraus und gehen an Land. Der Schnabel bildet dann eine spezielle Ornamentik aus und leuchtet von violett bis orangefarben und rot, auch die Augen wirken dick geschminkt. In Tunneln an steilen Abhängen wird der Nachwuchs großgezogen.
Die Weltrekordlerinnen
Meine Favoritinnen auf Island sind allerdings die Küstenseeschwalben (Sterna paradisaea). Ich wollte schon lange einmal eine dieser Weltrekordhalterinnen des Vogelzugs live erleben. Küstenseeschwalben brüten ja in der Nordpolarregion und überwintern in der Südpolarregion, pro Strecke legen sie mehr als 15.000 Kilometer zurück. Manche Individuen bringen es gar auf 90.000 Flugkilometer pro Jahr.
Alfred Hitchcock hätte Küstenseeschwalben gut für "Die Vögel" brauchen können, sie attackieren alles, was ihren Nestern zu nahe kommt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: So ein kreischender Vogel, der auf deinen Kopf losgeht, ist ganz schön unangenehm – mein lieber Specht!
Wir hatten überhaupt den Eindruck, dass brütende Vögel auf Island ein selbstbewussteres Verhalten zeigen als bei uns. Auch langbeinige Schnepfen stellen sich mutig in den Weg oder versuchen mit auffälligen Rufen und Flügelschlägen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und von den Nistplätzen abzulenken.
Die Lizenz zum Sammeln
Während der Brutzeit bis Mitte Juli gelten in Island eigene Gesetze, viele Wanderwege sind gesperrt, um die Vögel nicht zu stressen. Zu den bekanntesten Bodenbrütern der Vulkaninsel zählt die Eiderente (Somateria mollissima). Die Daunen dieser hübschen Enten sind die teuersten Federn der Welt. Nur wenige Bauern auf Island haben die Lizenz, die hochqualitativen Daunen zu sammeln. Eiderenten kleiden damit ihre Nester aus, um das Gelege warm zu halten – ziemlich clever in einem Land, in dem es auch im Sommer empfindlich kalt werden kann. (Michael Simoner, 13.7.2022)