Quo Vadis, Werbegeschäft von Google?

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Es ist die Cashcow von Google: Über Werbung lukriert der Softwarehersteller einen Großteil der eigenen Einnahmen, daran ändert auch ein wachsender Fokus auf andere Bereiche wie Cloud oder Hardware bisher wenig. Entsprechend besorgt dürfte man in Mountain View ob des wachsenden Interesses von Kartellwächtern an diesem Bereich sein. Wie besorgt, zeigt nun ein neuer Bericht des "Wall Street Journals", demzufolge Google-Mutter Alphabet von sich aus eine Restrukturierung angeboten hat.

Auslagerung

Der Vorschlag: Jene Abteilung, die für Werbeauktionen und somit den Verkauf von Werbung auf Webseiten und in Googles Suchmaschine zuständig ist, soll in eine separates Unternehmen verwandelt werden. Ganz so radikal, wie dieser Vorschlag zunächst klingt, ist er allerdings bei näherer Betrachtung dann doch nicht.

Zwar sollte diese neue Firma dann organisatorisch von Google getrennt werden, sie soll aber im Verbund der Mutterfirma Alphabet bleiben, wäre damit als ein Schwesterunternehmen – ähnlich wie es jetzt beispielsweise schon Waymo oder Deepmind sind.

Viele Rollen, eine Firma

Trotzdem hofft Google, damit den Wettbewerbshütern zuvorzukommen und dabei vor allem einer derzeit laufenden Untersuchung des US-Justizministeriums. Bei dieser geht es nicht nur generell um die Dominanz des Unternehmens bei Onlinewerbung, sondern auch speziell darum, dass das Unternehmen gleich mehrere Rollen in diesem Prozess einnimmt – also sowohl Verkäufer als auch Auktionator und selbst wieder Käufer ist. Das nährt den Verdacht, dass sich die Firma selbst bevorzugen oder gar den Preis bestimmen könnte.

Mit der Auslagerung des Auktionsgeschäfts hofft Alphabet nun offenbar, hier eine saubere Trennung durchzuführen und so die bisherigen Bedenken auszuräumen. Ob das dem US-Justizministerium reicht, bleibt allerdings ungewiss. Immerhin mag die Trennung zwischen Alphabet und Google rein rechtlich relevant sein, in der Praxis ist es aber so, dass beide Firmen sogar den selben CEO haben – Sundar Pichai. Zudem hält die offizielle Trennung anderer Alphabet-Firmen wie Deepmind bislang nicht davon ab, sehr eng mit Google zusammenzuarbeiten. Insofern müssten mit so einem Schritt wohl noch weitere Garantien einhergehen.

Zudem muss betont werden, dass Googles Werbegeschäft auch in anderen Ländern im Fokus von Wettbewerbshütern steht. So hat etwa unlängst die britische "Competition and Markets Authority" eine Untersuchung in diesem Bereich eingeleitet.

Reaktion

Bei Google will man den Bericht nicht bestätigen – widerspricht ihm aber auch nicht. In einer Stellungnahme heißt es, dass man "konstruktive Gespräche mit den Regulatoren führt, um auf deren Bedenken einzugehen". Gleichzeitig betont man aber, dass man keinerlei Pläne hege, dieses Geschäft zu verkaufen oder gar ganz aus ihm auszusteigen – was bei einer internen Reorganisation unter dem Alphabet-Dach aber auch nicht der Fall wäre. (Andreas Proschofsky, 11.7.2022)