Die betrügerischen Aktivitäten rund um Krypto und Web3 nehmen weiter stark zu.

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Die einen sehen in Web3 eine notwendige Dezentralisierung des Internets auf Kryptobasis, um sich aus den Fängen großer Konzerne zu befreien, die anderen eine extrem ineffiziente Verschiebung des Problems an andere Stellen – samt einer durchgehenden Kommerzialisierung von so ziemlich allem. Auf welcher Seite der Debatte man dabei auch immer stehen mag, eines ist unübersehbar: Derzeit läuft es nicht ganz so toll mit dem Web3.

Gute Zeiten für Betrüger

Mehr als zwei Milliarden US-Dollar haben Web3-Projekte alleine seit Anfang 2022 an Hacker und Betrüger verloren. Das zeigt ein aktueller Bericht von "The Verge" unter Berufung auf eine Untersuchung des Sicherheitsunternehmens Certik auf. Damit wurde übrigens der Negativrekord aus dem gesamten Vorjahr bereits jetzt überboten.

Flash Loan

Eine der größten aktuellen Bedrohungen sind dabei die sogenannten "Flash-Loan-Attacken". Dabei verschaffen sich Angreifer über besagte Flash Loans, bei denen kurzfristig große Mengen an Kryptogeld ausgeborgt werden können, eine Mehrheit bei den Stimmrechten zu Transaktionen, um mit dieser Macht dann nach Belieben große Geldmengen zu verschieben – und natürlich in ihre eigenen Wallets zu transferieren.

Auf diesem Weg gelang es Unbekannten vor einigen Monaten, bei der Stablecoin-Firma Beanstalk mehr als 182 Millionen US-Dollar in Kryptowährung zu erbeuten. Alleine im zweiten Quartal 2022 sollen auf diesem Weg in Summe 308 Millionen US-Dollar gestohlen worden sein. Zum Vergleich: Im Quartal davor waren es noch "nur" 14 Millionen. Eine weitere deutliche Zunahmen sieht Certik bei Phishing-Attacken, bei denen versucht wird, Kryptowallets einzelner Personen zu stehlen. Ein Großteil davon läuft weiter über Discord, wo sich viele Kryptofans austauschen.

Weniger "Rug Pulls"

Einen Rückgang verzeichnet Certik hingegen bei den sogenannten "Rug Pulls", also betrügerischen Projekten, bei denen sich die Gründer mit dem eingesammelten Kapital absetzen. Die Sicherheitsexperten mutmaßen, dass dies eine Folge des aktuellen "Kryptowinters" ist, der unerfahrene Investoren vertrieben habe – während andere auf solche Betrügereien weniger oft hereinfallen. (red, 11.7.2022)