Die Getreidegasse in der Salzburger Altstadt ist wieder gefüllt mit Touristen. Auch der Verkehr hat zugenommen.

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Die Touristinnen und Touristen sind wieder zurück in der Salzburger Altstadt. Die Getreidegasse ist gut gefüllt, auf dem Müllner Steg stehen die amerikanischen Sound of Music-Fans mit den klobigen Korbfahrrädern, und auch die behelmten Segway-Tour-Gruppen sind wieder auf den Radlstreifen der Stadt unterwegs. Tourismus-Nature is healing, quasi. Und das, obwohl noch nicht einmal Festspielzeit ist.

Mit den Gästen kommt auch der Sommerverkehr zurück in die Landeshauptstadt. Vor allem an Regentagen fahren viele Urlauber vom Seengebiet und den Gauen in die Altstadt, was immer wieder zu Stau auf den Zufahrtsstraßen geführt hat. Auf der Maxglaner Hauptstraße, der Zufahrt zur Mönchsberggarage etwa, kam es in der Vergangenheit deshalb regelmäßig zum Verkehrskollaps.

Die Stadtregierung, die aufgrund der Situation gehörig unter Druck geraten ist, hat als Reaktion ein Verkehrskonzept für den Sommer vorgestellt, das Staus minimieren soll. Den Navi-Anbietern werden erstmals Echtzeitdaten zu freien Parkflächen zur Verfügung gestellt, die Auslastung soll auch im Internet abrufbar sein, und die digitalen Anzeigetafeln an der Autobahn feiern ein Comeback.

Altstadtgarage günstiger als P+R

Die Park-and-Ride-Anlagen am Messegelände sollen ebenfalls wieder genutzt werden, um die Autofahrer bereits am Stadtrand abzufangen. Im Juli und August bringt ein Busshuttle-Service, der im Parkticket inkludiert ist, die Besucher in die Innenstadt. Doch preislich ist diese Alternative an der Autobahnabfahrt nicht wirklich attraktiv. Der Stellplatz bei der Messe inklusive Tageskarte für den O-Bus kostet im Normaltarif 15 Euro pro Tag. Ein Parkticket in der Mönchsberggarage bekommen Altstadtbesucher bereits um sechs Euro für acht Stunden und vier Euro für vier Stunden, sofern es von einem Innenstadtbetrieb entwertet wird. Man muss also nur einen Kaffee in der Stadt konsumieren, um günstiger und ohne auf einen Bus umzusteigen mitten in der Stadt zu parken.

In den Sommermonaten ist das Parken an der Messe zwar gratis, der Busshuttle kostet jedoch drei Euro pro Erwachsenen. Hochgerechnet auf 2,5 Personen, die laut der 2019 durchgeführten Umfrage der Parkgaragen GmbH in einem Auto sitzen, das in einer Garage abgestellt wird, kommt wiederum die Aktion für Altstadtkundinnen billiger. Nicht verwunderlich daher die geringen Auslastungszahlen: Im Vorjahr wurden gerade einmal 4210 Pkws am Messezentrum abgestellt. In der Altstadtgarage parken jährlich 800.000 Autos.

Nun sollen die Tarife an der Messe gesenkt werden und auch das Parkhaus erneuert werden. Ab nächstem Jahr will die Stadt auch den Park-and-Ride-Parkplatz im Süden mit einem Shuttle anbinden – heuer sei eine Umsetzung ausgeschlossen. Ebenfalls 2023 soll die lange angekündigte Begegnungszone zwischen dem Haus der Natur und dem Herbert-von-Karajan-Platz kommen. Eine Durchfahrt durch das Neutor wird für Autofahrer zwar weiterhin möglich sein, sie soll durch die Fußgänger, die von der Getreidegasse auf die neue Begegnungszone gehen, aber unattraktiver werden. Vor dem Neutor am Hildemannplatz an der Einfahrt zur Mönchsberggarage wird wieder ein Kreisverkehr errichtet.

Reisebusse im Zentrum

Neben den sich gegenseitig blockierenden autofahrenden Besuchern und Einheimischen kommen auf den Straßen noch die Touristenbusse dazu. Auch der während der Corona-Pandemie monatelang stillgelegte Reisebusterminal in der Paris-Lodron-Straße in der rechten Altstadt ist wieder im Betrieb. Neu ist allerdings, dass hier nur noch Bustouristen mit einer Übernachtungsbestätigung aussteigen dürfen. Die vom Bus-Chaos geplagten Anrainer kämpfen seit Jahren dafür, die Ausstiegsstelle aufzulassen und stattdessen die im Sommer heiße Straße zu begrünen. Bekommen haben sie bisher fünf mickrige Topfpflanzen.

Busse voll mit Tagestouristen halten beim größeren Terminal beim Unipark Nonntal. Das merkt man auch auf den Straßen und Gassen rund um den Kajetanerplatz. In der schmalen Pfeiffergasse etwa schieben sich die Reisegruppen mit ihren Kopfhörern durch, während die Reiseleiterin über die Außenfassade der Altstadthäuser referiert. Einige Tour-Guides weisen ihre Gruppen darauf hin, nur auf einer Straßenseite zu stehen und etwas Platz zu lassen für andere Fußgänger und Radfahrer. Sie haben wohl den Zorn der Stadtbewohner vor der Corona-bedingten Pause im Städtetourismus im Hinterkopf, der sich 2019 in Beschimpfungen und gezeigten Mittelfingern entlud. (Stefanie Ruep, 12.7.2022)