Foto: Stones Throw Records

Black Midi – Hellfire

Das Album Cavalcade von 2021 war nur eine Vorstufe. Mit Hellfire (Rough Trade) treibt das junge Londoner Trio Black Midi den Wahnsinn nun auf die Spitze. Übertrainiert und technisch perfekt umgesetzt, läuft die Band mit den neuen, manchmal Songs sehr ähnlichen Ungetümen nun Amok. Das stilistische Motto lautet: einmal alles bitte. In der Schule von Frank Zappa, Primus, Mr. Bungle oder No Means No brettern Black Midi dabei durch hyperaktiven Rock, Hardcore, Funk, Jazzfusion und Flamenco. Broadway-Musicals sind auch ein Thema. Das klingt ebenso unhörbar wie super.

black midi

Širom – The Liquified Throne of Simplicity

Das slowenische Trio Širom perfektioniert auf The Liquified Throne of Simplicity (tak:til) eine Form imaginierter, laut Bandname "offener" Volksmusik. Mit diversen auch selbstgebauten Instrumenten werden so Einflüsse aus dem adriatischen Raum ebenso in die vier bis zu 20-minütigen Stücke eingebaut, wie man überhaupt "Weltmusik" als bunten Eintopf serviert. Die konzertante Aufführungspraxis bedingt schließlich, dass man repetitive Muster aus der Minimal Music mit einem Improvisationsansatz kurzschließt, den man so auch von Großmeistern wie The Necks kennt.

Širom - Topic

Automatic – Excess

Die drei Musikerinnen aus Los Angeles begeben sich auf Excess (Stones Throw) auf Zeitreise in die Zeit des Postpunk während der 1980er-Jahre. Immerhin trommelte der Papa der Drummerin einst bei den Briten Bauhaus. Automatic basiert allerdings mehr auf Synthieklängen statt verzerrten Gitarren. Die im Zeichen des Reenactments stehende Soundarchitektur und auch der von unnötigen Gefühlen fast gänzlich befreite Sprechgesang sind unterkühlt bis aseptisch. Das schlägt auf jeder heutigen Cold-Wave-Party ein wie eine Eisbombe. Dazu kann man eckig tanzen. Die Frisur hält.

Das Trio Automatic aus Los Angeles.
Stones Throw

(schach, 12.7.2022)