Katharina Schiechtl, für die an Corona erkrankte Laura Wienroither ins Team gekommen, erzielte die Führung gegen tapfer verteidigende Nordirinnen.

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Katharina Naschenweng schoss ein Traumtor zum 2:0.

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Kollektiver Jubel.

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Trainerin Irene Fuhrmann hat alles im Griff.

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Southampton – Österreich hat die Pflicht erfüllt. Im zweiten Spiel der EM-Gruppe A bezwang das Team von Irene Fuhrmann Nordirland mit 2:0. Katharina Schiechtl (19.) und Katharina Naschenweng (88.) sorgten für die ersten drei Punkte bei dieser EM. Schon vor der Partie war klar, dass es eine richtungsweisende sein würde. Vor allem, um ein entscheidendes Spiel gegen Norwegen zu erwirken. Das wird am Freitag in Brighton (21 Uhr, ORF 1) über die Bühne gehen. Dort reicht ein Remis, da die Skandinavierinnen am Montagabend von England 0:8 gedemütigt wurden.

Angepfiffen wurde am Montag im St. Mary’s Stadium zu Southampton. 32.000 Zuschauer haben hier Platz, es waren knapp 9300 gekommen. Das Stadion liegt fast malerisch am Itchen River, zwischen Fluss und Tribüne liegen noch ein idyllisches Beton-Werk, zwischen Stadt und Stadion stehen die rostigsten Silos, die man sich vorstellen kann. Immer wieder biegen riesige LKWs in die Einfahrten der Fabriken. Eigentlich spielt hier der FC Southampton Premier League, der Steirer Ralph Hasenhüttl ist seit 2018 Chefcoach der "Saints". Auch er war natürlich am Montag im Stadion.

Umstellungen

In der Startaufstellung musste Fuhrmann im Gegensatz zum Englandspiel auf die Corona-positive Laura Wienroither verzichten. Für sie bekam Schiechtl ihre Chance als rechte Außenverteidigerin. Außerdem ersetzte Marie Höbinger im Mittelfeld Laura Feiersinger, auf dem rechten Flügel durfte Julia-Hickelsberger-Füller statt Naschenweng beginnen. Die Partie begann wie erwartet: Österreich hatte den Ball, versuchte, mit hohem Pressing früh zu stören.

Siebente Minute, der erste gute Angriff der Österreicherinnen: Carina Wenninger setzte per wundervollem Querpass Barbara Dunst ein, ihre Flanke fand aber nicht zur Frau. In Minute zehn dann die erste Topchance: Hickelsberger-Füller mit einem Lauf, gefolgt vom perfekten Pass auf Nicole Billa, die Torjägerin schoss neben das Tor.

Wenig später zeigten aber auch die Nordirinnen, dass sie kicken können: Weitschuss Lauren Wade, Torhüterin Manuela Zinsberger hatte keine Probleme. Österreich dominierte weiter, ohne zu großen Torchancen zu kommen. Bis zur 18. Minute: Freistoß Sarah Puntigam, Nordirland steht überall, nur nicht bei Schiechtl. Die Tirolerin schiebt zum 1:0 ein.

Das Spiel veränderte sich kaum, Österreich ließ den Ball und die Gegnerinnen laufen, vor allem die technische Überlegenheit war eklatant. Höbinger und Hickelsberger-Füller zeigten eine auffällige erste Hälfte. Kurz vor der Pause setzte dann noch Barbara Dunst ein Ausrufezeichen: Die Frankfurt-Legionärin kam etwas überraschend an den Ball, sah, dass Nordirlands Keeperin Jaqueline Burns weit vor dem Tor stand und versuchte den Lupfer. Burns konnte den Ball gerade noch an die Querlatte abwehren. Pause: Österreich hatte mehr, ja fast alles vom Spiel, die Nordirinnen zeigten in den wenigen Gegenstößen aber, dass die Wiese im St. Mary’s noch keinesfalls gemäht war.

Entscheidendes

Zur Pause reagierte Fuhrmann: Kapitänin Viktoria Schnaderbeck machte für Marina Georgieva Platz, Höbinger musste für Laura Feiersinger auf die Bank. Wenninger war fortan Kapitänin. Die Partie plätscherte sich ein, Österreich kam zu Halbchancen, war aber vor allem beim letzten Pass nicht konsequent genug. Bis zur 60. Minute passierte wenig bis nichts, danach nichts bis wenig. Österreich hatte weiter mehr Ballbesitz, die Defensive um Wenninger und Georgieva stand sicher. Die Partie wurde nur kurz hektischer, Nordirland wurde frecher, riskierte mehr. Österreich kam zunehmend schlechter in die Zweikämpfe, leistete sich Fehler im Aufbauspiel. In der 73. Minute kam Naschenweng für Hickelsberger-Füller ins Spiel, eine Einwechslung, die sich bezahlt machen sollte.

87. Minute, die Entscheidung: Weiter Ball auf Naschenweng, ihre Gegenspielerin verschätzte sich, die eingewechselte Kärntnerin kam ins Dribbling, netzte stark ins lange Eck. Puntigam sorgte in der Nachspielzeit fast noch für das 3:0, es blieb aber beim Zweitorevorsprung. (Andreas Hagenauer aus Southampton, 11.7.2022)

Ergebnis:

Österreich – Nordirland 2:0 (1:0)
Southampton, St. Mary's Stadium, 9.268 Zuschauer, SR Caldera Barrera (VEN).

Tore:
1:0 (19.) Schiechtl
2:0 (88.) Naschenweng

Österreich: Zinsberger – Schiechtl, Wenninger, Schnaderbeck (46. Georgieva), Hanshaw – Höbinger (46. Feiersinger), Puntigam, Zadrazil – Hickelsberger-Füller (73. Naschenweng), Billa (85. Makas), Dunst

Nordirland: Burns – McKenna (73. Magee), Nelson (86. McDaniel), McFadden, Vance, Holloway – Wade, McCarron, Furness (79. Andrews) – Callaghan (86. C. McGuinness), K. McGuinness (79. Wilson)

Schüsse: 20 bzw. 4

Schüsse aufs Tor: 8 bzw. 2

Corner: 6 bzw. 3

Abseits: 4 bzw. 0

Fouls: 7 bzw. 7

Ballbesitz: 56 bzw. 44 Prozent

Pässe gesamt: 410 bzw. 306

Pässe angekommen: 319 bzw. 231 (in Prozent: 78 bzw. 75)

Spielerin des Spiels: Barbara Dunst (Österreich)


England – Norwegen 8:0 (6:0)
Tore: Stanway (12./Elfmeter), Hemp (15.), White (29., 41.), Mead (34., 38., 81.), Russo (66.)