Den hochverschuldeten Fluggesellschaften fehle auch Geld, um neue, sparsamere Maschinen zu kaufen.

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Hamburg/Wien – Flugpassagiere müssen sich in Europa nach Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade auf anhaltend harte Zeiten einstellen. Eine am Dienstag vorgestellte Studie zeigte, dass die Ticketpreise in diesem Jahr zwar kräftig ansteigen, die Fluggesellschaften dennoch keinen finanziellen Spielraum hätten, ihre Personalmisere zu beheben. Die im Moment so häufigen Flugstreichungen könnten so zum Normalzustand werden.

Mittelfristig rechnen die Finanzexpertinnen im Europaverkehr zudem mit Vorteilen für die umweltfreundlichere Eisenbahn. Während die Entwicklung CO2-neutraler Flugantriebe noch lange dauern werde, fehle den hochverschuldeten Fluggesellschaften auch Geld, um in der Zwischenzeit neue, sparsamere Maschinen zu kaufen. Die politische Vorgabe, zunehmend nachhaltige Kraftstoffe beizumischen, werde die Treibstoffkosten weiter in die Höhe treiben und die Gewinnmargen drücken.

Wenig Anreiz, mehr Personal einzustellen

"Die Fluggesellschaften versuchen, die Verluste von zwei Jahren Corona-Pandemie wettzumachen", sagte der Allianz-Trade-Chef für den deutschsprachigen Raum, Milo Bogaerts. Man rechne für das Gesamtjahr mit einem durchschnittlichen Preisanstieg von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Zusammen mit dem höheren Passagieraufkommen sollten sich die Umsätze der Gesellschaften im Vergleich zum coronavirusgeprägten Vorjahr so mehr als verdoppeln, aber bei weitem nicht ausreichen, um die Verluste seit 2020 auszugleichen. Die Rückkehr in die Gewinnzone sei bei den meisten Gesellschaften erst 2023 zu erwarten.

Im Gegensatz zu den verbrauchsabhängigen Kerosinkosten sind die Personalkosten bei den Unternehmen fix. Angesichts der Treibstoffpreise hätten die Fluggesellschaften derzeit wenig Anreize, ihr in der Krise kräftig abgebautes Personal wieder aufzustocken. Die Folgen liegen für Allianz Trade auf der Hand: "Flugstreichungen nehmen zu und trüben die Urlaubsfreude von Reisenden noch etwas länger."

Vorteile für Eisenbahn

Die Bahn habe als Konkurrenz in der Pandemie Marktanteile gewonnen. Dem Schienentransport helfe einerseits, dass praktisch alle Gesellschaften staatlich sind und sich daher günstiger finanzieren können und andererseits, dass ein steigendes Umweltbewusstsein mehr Menschen motiviert, per Bahn zu reisen. (APA, red, 12.7.2022)