Auch wenn aktuell deutlich weniger als noch im Frühjahr getestet wird, gab es zuletzt bereits mehrere Tage mit offiziell mehr als 10.000 Neuinfektionen am Tag.

Foto: APA / Hans Punz

In Wien wurden seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 eine Million Corona-Fälle verzeichnet. Mit Stand Dienstag, 9.30 Uhr wurden in der Hauptstadt genau 1.000.764 Fälle registriert. Damit hat sich rein statistisch gesehen bereits mehr als die Hälfte der Wienerinnen und Wiener – vom Baby bis zum Hochbetagten – zumindest einmal infiziert. Das sind aber nur die offiziell gemeldeten Fallzahlen: Angesichts der seit Wochen niedrigen Testrate und der hochinfektiösen BA.5-Variante ist von einer signifikanten Dunkelziffer auszugehen. Außerdem gibt es natürlich Personen, die sich bereits mehrfach mit dem Virus angesteckt haben.

Österreichweit wurden am Dienstag 10.189 Neuinfektionen vermeldet. Insgesamt gibt es 114.637 aktive Corona-Fälle – um 1.735 Personen weniger als tags zuvor.

Weniger belegte Intensivbetten als prognostiziert

Weiterhin zeichnet sich aber kein bedeutsamer Anstieg im kritischen Bereich der Intensivstationen ab. In Wien waren am Montag 17 Corona-Intensivbetten belegt – das waren weniger als im Wochenschnitt (21). Österreichweit benötigten 56 Personen eine intensivmedizinische Betreuung – genauso viele wie vor einer Woche. Das ist immer noch deutlich im unteren grünen Bereich. Die Entwicklung zeigte zwar zuletzt ganz leicht nach oben: Der Anstieg fällt aber weit niedriger aus als von Expertinnen und Experten prognostiziert.

Am 28. Juni errechnete das Covid-Prognose-Konsortium für den 11. Juli auf Intensivstationen eine Belegung in der Höhe zwischen 67 und 120 Personen, als Mittelwert wurden 90 Patientinnen und Patienten prognostiziert. Der tatsächlich erreichte Wert befindet sich damit auch unterhalb der damals errechneten Schwankungsbreite beziehungsweise außerhalb des 68-Prozent-Konfidenzintervalls. Die aktualisierte Kapazitätsvorschau eine Woche später – vom 5. Juli – prognostizierte bereits weniger Intensivfälle: Aber auch hier lag der tatsächliche Wert fast genau am unteren Niveau der Schwankungsbreite.

Anstieg im Normalbettenbereich

Deutlich fällt hingegen seit ein paar Wochen der Anstieg im Normalbettenbereich aus: Am Montag waren erstmals seit Anfang Mai wieder knapp mehr als 1.000 Normalbetten auf Corona-Stationen belegt, am Dienstag gab es 1.067 Patientinnen und Patienten. Die Entwicklung zeigt nach oben, in einzelnen Spitälern spitzt sich nach Eigenangaben die Situation zu: Hermann Laferl, Oberarzt an der Klinik Favoriten, berichtete in "Wien heute" etwa, dass die beiden Normalstationen bereits "fast randvoll" seien.

Von einem generellen Engpass auf den Normalstationen kann man aber nicht sprechen: Immerhin gab es seit November des Vorjahres bis heute deutlich mehr Tage mit mehr als 1.000 Hospitalisierten auf Normalstationen als Tage mit weniger belegten Betten. Im Frühjahr 2022 gab es zu Spitzenzeiten knapp mehr als 3.000 Hospitalisierte im Normalbereich.

Eine Herausforderung ist aktuell, dass es etwa in Wien deutlich mehr gesperrte Betten als im Vorjahr gibt – also Normalbetten, die aktuell nicht zur Verfügung stehen. Das ist auch auf den Pflegemangel, den notwendigen Urlaubsabbau sowie auf die steigende Zahl von Erkrankungs- und Quarantänefällen unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zurückzuführen. Der Wiener Gesundheitsverbund führt zudem notwendige Sanierungen ins Treffen.

Verschärfte Corona-Regeln in Wiener Spitälern in Kraft

Vergangene Woche hat der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) aufgrund der aktuellen Entwicklungen strengere Corona-Maßnahmen in Spitälern der Stadt angekündigt. Diese traten am Dienstag in Kraft. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Spitälern und Pflegeheimen wird eine durchgehende FFP2-Masken-Pflicht verordnet. Außerdem sind pro Tag in den Krankenhäusern nur noch drei PCR-getestete Besucher erlaubt. Der Besuch einer weiteren Person ist möglich, wenn diese nötige Unterstützungsleistungen für den Patienten durchführt. (David Krutzler, 12.7.2022)