Man soll die Feste feiern ...

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

wie sie fallen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Den Moment einfangen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Und genießen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Southampton – Ein gemeinsames "I am from Austria" mit den Fans, Kabinenparty und eine Stürmung der Pressekonferenz: Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam hat den ersten Sieg im zweiten Spiel bei der EM in England so richtig ausgekostet. Dass es Kapitänin Viktoria Schnaderbeck und Co verstehen zu feiern, hatten sie schon 2017 auf dem Weg zum sensationellen Halbfinaleinzug unter Beweis gestellt. Fünf Jahre später erlebten Wegbegleiter nach dem 2:0 gegen Nordirland in Southampton ein Déjà-vu.

"Manchmal glaube ich, dass wir alte Spielerinnen vom Kopf her noch einmal jünger werden. Das entwickelt sich von den Jahren her nicht so mit", sagte Schnaderbeck schmunzelnd. Wenn man erfolgreich sei, könne man auch feiern. "Bei so einem Turnier dabei zu sein, kommt nicht oft vor. Da wollen wir die Momente als Team genießen und die Siege im wahrsten Sinne des Wortes feiern." Das sei auch das, was das Team ausmache. "Man merkt, dass alle mit dabei sind. Die gute Stimmung hochzuhalten ist für unseren Spirit ganz wichtig", betonte die 31-Jährige.

Schon unmittelbar nach Schlusspfiff wurde mit "Einpeitscherin" Marina Georgieva im St. Mary's Stadium lautstark gejubelt. In der Folge wurde die zur Spielerin des Spiels gewählte und mit einem Pokal ausgezeichnete Barbara Dunst mehrmals von ihren Teamkolleginnen in die Luft geschmissen. Von den Rängen – rund 1.000 ÖFB-Fans waren vor Ort – gab es "Oh wie ist das schön"-Gesänge zu hören, dann wurde mit Unterstützung der Musikbox zu Rainhard Fendrichs Klassiker gesungen und auch die Polonaise getanzt. "Es war cool, dass wir gemeinsam mit den Fans auf dem Platz noch ein bisschen die Atmosphäre haben aufsaugen können", sagte Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil.

Nachdem in der Kabine dann nicht öffentlich weitergefeiert worden war, crashte eine sechsköpfige Gruppe an ÖFB-Teamspielerinnen, darunter Schnaderbeck, Manuela Zinsberger und Sarah Puntigam, plötzlich die PK von Teamchefin Irene Fuhrmann und Dunst und feierte lautstark zum Song "Lets get down to business".

Pflichtsiege sind bekanntlich keine einfachen, Österreichs Frauen-Nationalteam hat den ersten überhaupt auf EM-Ebene aber eingefahren: Auch wenn der Weg zum 2:0 über Nordirland kein leichter war, so kam der Triumph in Southampton am Montag verdient zustande. "Job done", brachte Kapitänin Viktoria Schnaderbeck die Situation treffend auf den Punkt. Dank der 0:8-Klatsche von Norwegen gegen England ist die ÖFB-Auswahl nur noch einen Punkt vom Viertelfinale entfernt.

Den gilt es am Freitag (21.00 Uhr / live ORF 1) in Brighton im Duell mit den punktgleichen Norwegerinnen zu holen. In einem "Endspiel", das man vor Turnierstart als Minimalziel ausgegeben hatte. "Es war kein Feuerwerk, aber drei Punkte, die uns ins Endspiel bringen, das wir uns erhofft haben", sagte Teamchefin Irene Fuhrmann. Auch bei den Spielerinnen war laut Schnaderbeck die Erleichterung "sehr groß". Das unterstrich auch Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil: "Ich bin froh, dass wir den Sieg haben, wie ist im Prinzip egal."

"Mega"

Durchatmen konnte die ÖFB-Elf auch dank Katharina Schiechtl, die früh traf. "Wir haben unser großes Ziel geschafft. Das ist mega, jeder hat ein Strahlen im Gesicht. Das gibt ganz viel Energie für Freitag", verlautete die Rechtsverteidigerin. Schiechtl profitierte vom Corona-bedingten Ausfall von Laura Wienroither, lieferte eine sehr souveräne Leistung und wurde quasi zur Matchwinnerin.

"Man kommt rein, macht seine Aufgaben. Dass es dann auch noch mit einem Standardtor geklappt hat, ist umso cooler", gab die Bremen-Legionärin zu Protokoll. In der 19. Minute hielt sie nach einem leicht abgefälschten Puntigam-Freistoß den Fuß entscheidend hin. "Wir haben viele Varianten und Zielspielerinnen. Im Training trainieren wir es immer wieder, umso schöner, wenn es auch im Spiel funktioniert", sagte Schiechtl.

Die ist auch dank ihrer Körpergröße von 1,86 Metern bei Standardsituationen auch in der Offensive sehr gefragt. "Wir haben gesehen, wie wichtig Standardsituationen mittlerweile für uns sind", erläuterte Schnaderbeck. Da bei Nicole Billa und Co vor der Pause die Effizienz fehlte und Barbara Dunst bei einem an die Latte abgelenkten Schuss Pech hatte, blieb die Partie lange spannend. Das wegen einer ÖFB-Schwächephase in der zweiten Hälfte.

"Da haben wir die Ruhe am Ball verloren und es Nordirland ermöglicht, aufzukommen. Da hat man gemerkt, dass der Sieg doch ein Muss war", vermutete Fuhrmann. Angst vor dem Siegen ist laut der zur Spielerin des Spiels gewählten Barbara Dunst "keine" dabei gewesen. Faktum ist, dass es ein Spiegelbild der Duelle mit Nordirland in der WM-Quali war, wo sowohl beim 2:2 als auch 3:1 im April keine konstante Leistung über 90 Minuten geboten werden konnte.

"Wir müssen den letzten Pass sauberer spielen und noch konzentrierter ans Werke gehen", forderte die 41-jährige Wienerin. Erst im Finish sorgte mit Katharina Naschenweng (88.) eine Wechselspielerin für die endgültige Entscheidung. "Es ist schön, dass Kathi Schiechtl in die Bresche gesprungen ist und das 1:0 gemacht hat", sagte Fuhrmann. Der zweite Treffer zeige, dass man immer wieder Impulse setzen könne. "Qualität von der Bank zu bringen ist ein extrem wichtiger Faktor in so einem Turnier", betonte Fuhrmann.

"Megaschön"

Naschenweng war überraschend nicht in der Startelf. "Frust war überhaupt keiner dabei. So wie die Trainerin aufgestellt hat, war es gut, alle haben einen super Job gemacht", wollte die Hoffenheim-Allrounderin keine Kritik üben. Reinzukommen und das Tor zu machen, sei "megaschön" gewesen. Das war der beste Beweis, dass der Kader trotz drei Ausfällen breit aufgestellt ist. "Wir haben viele Spieler auf einem richtig guten Niveau, das zeichnet uns aus", verlautete Zadrazil. Und Schnaderbeck ergänzte: "Man hat wirklich gesehen, dass wir Schwung von der Bank gekriegt haben."

Sie blieb in der Pause in der Kabine, ein "bisschen eine Vorsichtsmaßnahme" angesichts ihrer Knieprobleme. "Da die Laura schon ausgefallen ist, wären zwei Wechsel viel Umstellung gewesen", so Schnaderbeck. Sie biss deshalb die Zähne zusammen. "Ich muss mich jetzt umso mehr regenerieren." Mit nahm sie ein sehr gutes Gefühl. Auch da es im siebenten Spiel der EM-Geschichte zum fünften Mal kein Gegentor (Anm.: ohne Elfmeterschießen) gab. "Es war wichtig, die Null gehalten zu haben. Das wird uns sehr viel Selbstvertrauen geben Richtung Norwegen", sagte Schnaderbeck.

Das Tor zum Viertelfinale ist dank des klaren Ergebnisses im Parallelspiel deutlich offener als zuvor. "Sie haben mit die besten Offensivspielerinnen, aber wir haben auch gute Qualität. Von daher rechne ich mit einem wirklich guten Battle", so Zadrazil. (APA, red, 12.7.2022)