Katrin Paldán forscht an der FH Vorarlberg zu nutzungszentrierten Technologien für das Gesundheitswesen. In zahlreichen Projekten wird untersucht, wie eine Vereinigung von Gesundheit und Technik in Zukunft aussehen könnte.

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Wie gelingt gesundes Altern, und wie kann uns die Technik dabei helfen? Diesen Fragen widmete sich Katrin Paldán bereits in ihrer Doktorarbeit in Stuttgart. Nun forscht sie an der FH Vorarlberg zu nutzungszentrierten Technologien für das Gesundheitswesen. In zahlreichen Projekten wird untersucht, wie eine Vereinigung von Gesundheit und Technik in Zukunft aussehen könnte.

Ein bereits abgeschlossenes Projekt der FH Vorarlberg ist der Einsatz von Pflegeassistenzrobotern in Pflegeheimen. "In der medialen Debatte sind die Ansprüche an den Pflegeroboter oft zu hoch. Er nimmt aber keine Arbeitsplätze weg, denn er soll lediglich das Pflegepersonal entlasten und unterstützen", sagt Paldán. Der Pflegeassistenzroboter ähnelt mit seinem Roboterarm einem Schwan und hat keine äußerlichen humanoiden Merkmale. "Verschiedene Technologien müssen ausprobiert werden," sagt Paldán, "um zu sehen, wie sie im Echtbetrieb von den Pflegekräften eingebunden werden können und von den Bewohnern angenommen werden."

Pflegeroboter Lio im Einsatz

In Pflegeheimen wurde der Roboter überraschend positiv angenommen und wie ein Haustier empfunden. Der Nutzeffekt von Lio – so der Name des Roboters – muss noch bewiesen werden. Gleichzeitig gibt es derzeit kaum Lösungen für den Fachkräftemangel. "Aus ethischer Sicht ist es also nur legitim, neue Ansätze unter geschützten Bedingungen zu testen und wissenschaftlich zu begleiten", ist Paldán überzeugt.

Als Vorsitzende einer Ethikkommission geht sie bei Projekten unter anderem der Frage nach, was ein gutes Leben ausmacht. Bei zunehmendem Alter stehen Freiheitsbedürfnis und Selbstbestimmung oft dem Sicherheitsbedürfnis gegenüber, was etliche ethische Dilemmas mit sich bringt. Man versucht festzustellen, was man den Menschen zumuten kann und darf. Neben der Pflegerobotik wird in weiteren Projekten auch versucht, durch digitale Netzwerke Betroffenen den Umgang mit ihrer Krankheit zu erleichtern.

"App auf Rezept"

Jugendliche mit Typ-1-Diabetes verfügen über viel Expertise im Umgang mit ihrer Krankheit. "Erkrankte Jugendliche müssen sich ständig überwachen, sehr diszipliniert sein und verfügen über viel Wissen. Die Begegnung auf Augenhöhe und ein partizipativer Ansatz sind deshalb so spannend und wichtig", sagt Paldán. Sie müssten mit der Krankheit ihren eigenen Weg gehen und brauchten dabei soziale Unterstützung. Im Rahmen eines Projekts werden in Kürze ein Aktionsplan sowie ein Maßnahmenkatalog vorgestellt. Im Fokus steht unter anderem, wie Technik kompensierend einen Beitrag leisten kann.

Bei dem erst im März begonnenen Projekt "Tele Care Hub" handelt es sich um die Betreuung durch medizinische Fachkräfte aus der Ferne. Damit Erkrankte so lange wie möglich zu Hause in ihrem familiären Umfeld gepflegt werden können, soll eine digitale Plattform ergänzend zur Pflege Abhilfe schaffen. Eine "App auf Rezept" soll medizinische Begleitung, Diagnosestellung, Therapieangebot sowie Kommunikation und Austausch bieten. Sie muss sich einem Zertifizierungsprozess stellen und soll in Zukunft in das österreichische Gesundheitssystem besser integriert werden. (Karin Grabner, 17.7.2022)