Carina Wenninger holte sich gegen Nordirland eine blutige Nase, ist aber bereit für das Duell mit Norwegen.

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Camberley – Es ist auch rückblickend, was es ist. Nicht mehr, aber auch sicher nicht weniger. Am Tag nach dem 2:0-Sieg der ÖFB-Kickerinnen gegen Nordirland waren Einordnung, Regeneration und Ausblicke angesagt. Und es gab begründete Sorge, schließlich lieferte Torschützin Katharina Naschenweng einen positiven Test auf Corona ab – auch angesichts der ausgelassenen Party nach dem Sieg sind weitere Fälle nicht ausgeschlossen. Immerhin könnte Laura Wienroither nach mehreren negativen Tests ins Team zurückkehren.

Österreichs zweites EM-Spiel war auch ohne sie vor allem in der ersten Halbzeit ansprechend gewesen. Das Team ließ in Southampton den Ball und die klar unterlegenen Nordirinnen laufen, man war dominant, kam defensiv nie in die Bredouille. Die klaren Torchancen, die man sich erarbeitete, nutzte man nicht, die Führung gelang durch eine Standardsituation und einen wilden Stellungsfehler Nordirlands.

In Hälfte zwei ging der Faden zeitweise verloren. "Wir haben leichte Fehler im Aufbauspiel gemacht, uns einschläfern lassen und teilweise die Spielkontrolle verloren", sagte etwa Teamspielerin Sarah Puntigam am Tag danach. Kollegin Carina Wenninger ergänzte: "Aber am Ende des Tages ist es ein Sieg bei einer Euro. Das zählt." Die 31-Jährige musste beim Match länger behandelt werden, sie kam bei einem Ellbogenschlag gegen die Nase aber ohne Verletzung davon. "Mir geht es gut, es ist nichts gebrochen."

Lockeres Programm

Und Regeneration? Das Team trat bald nach dem Schlusspfiff die rund einstündige Rückreise nach Bagshot an. Wären nicht alle gut angekommen, würde es hier stehen. Für die Spielerinnen stand am Tag danach ein lockeres Programm an. Im hinteren Teil der Kunstrasenhalle streckten sich einige bei Yoga-Übungen, einige andere wiederum stemmten in der Kraftkammer oder saßen auch strampelnd auf den Ergometern. Am Nachmittag hatten die Spielerinnen frei. Wenninger wollte "ein Buch lesen und Kaffee trinken". Die Stimmung bei den Österreicherinnen scheint gut, es wird viel gelacht, gescherzt, die Aufarbeitung bog in die Zielgerade.

Denn am Freitag wartet der Showdown gegen Norwegen um den Aufstieg ins EM-Viertelfinale. Gespielt wird in Brighton (21 Uhr, live ORF 1). Die Norwegerinnen bleiben zu favorisieren, auch wenn sie sich beim 0:8 am Montag gegen England nicht viel Selbstvertrauen geholt haben dürften.

"Nicht täuschen lassen"

Für Wenninger war das Ergebnis in dieser Höhe einerseits überraschend, andererseits im Hinblick auf das Match nicht unbedingt hilfreich. "Als Sportler kannst du nach einem 0:8 richtig deprimiert sein, oder man sagt sich, man gibt sich so eine Blöße nicht mehr." Und: "Man darf sich von dem Ergebnis nicht täuschen lassen, sie haben noch immer eine der besten Offensivabteilungen Europas."

Österreich reicht aufgrund des norwegischen Debakels ein Remis für den Aufstieg. Wer den Fußball ein bisschen verfolgt, weiß um die Gefahr dieser Ausgangslage. Für Teamchefin Irene Fuhrmann ändert sich an der Vorbereitung nichts: "Wir wollen auf Sieg spielen, ein Unentschieden kann man nicht planen. Basis wird sein, dass wir defensiv sehr gut arbeiten." (Andreas Hagenauer aus Camberley, 12.7.2022)