Die Empfehlungen kommen laut WHO-Regionaldirektor Hans Kluge zu einem Zeitpunkt, zu dem die Fallzahlen in Europa stiegen.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Kopenhagen – Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät dazu, immungeschwächten und anderen gefährdeten Menschen eine zweite Corona-Auffrischungsimpfung zu verabreichen. Um zusätzlichen Schutz zu liefern sowie das Risiko schwerer Krankheitsverläufe, Krankenhauseinweisungen und von Todesfällen zu minimieren, sollten mittel bis schwer immungeschwächte Personen im Alter von über fünf Jahren und deren Kontaktpersonen eine zweite Booster-Impfung erhalten, empfahl die WHO Europa am Dienstag.

Die europäischen Länder sollten zudem erwägen, eine solche weitere Impfung auch bestimmten Risikogruppen wie Älteren, Mitarbeitern des Gesundheitswesens und Schwangeren anzubieten, hieß es in Kopenhagen. Zugrunde liegen dem Ganzen aktualisierte Empfehlungen für die Herbstzeit, für die eine Expertengruppe auf den aktuellen Stand beim Impfen, die epidemiologische Lage in Europa und Erkenntnisse zur Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Omikron-Variante des Coronavirus geschaut hat.

Grundimmunisierung und erster Booster bleiben Priorität

Die Experten raten den 53 Mitgliedsstaaten der Region darin, ihre Anstrengungen zu erhöhen, damit sich alle Grund- und ersten Auffrischungsimpfungen auf dem jeweils im Land geltenden aktuellsten Stand befinden.

Diese vorläufigen Empfehlungen kämen zu einem Zeitpunkt, an dem die Fallzahlen in Europa stiegen, erklärte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Die Impfung aller infrage kommenden Menschen mit der empfohlen Anzahl an Grundimmunisierungen und der ersten Booster-Dosis müsse eine Priorität bleiben. Aber auch eine zweite Auffrischungsimpfung sollte Immungeschwächten verabreicht und auch bei anderen Gefährdeten in Betracht gezogen werden.

Pandemie laut WHO weiter internationale Gesundheitsnotlage

Die Corona-Pandemie ist nach wie vor eine "Gesundheitsnotlage internationaler Tragweite", wie die WHO am Dienstag befand. Die WHO folgte damit dem unabhängigen Notfallausschuss, der die aktuelle Gefahrenlage bei einer Tagung vergangene Woche untersucht hatte. Obwohl in vielen Ländern deutlich weniger getestet wird, steigen die Infektionszahlen weltweit.

Laut der WHO wurden seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 mehr als eine halbe Milliarde Infektionen gemeldet. Die wahre Zahl dürfte weitaus höher liegen, weil längst nicht alle Fälle erfasst werden. Die WHO hatte die Notlage Ende Jänner 2020 erklärt. Es ist die höchste Gefahrenstufe für Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit, die die WHO ausrufen kann. Die Ausrufung hat keine unmittelbaren praktischen Folgen, soll aber Länder in aller Welt alarmieren, damit sie sich mit den Gefahren auseinandersetzen und gegebenenfalls Maßnahmen zum Schutz ihrer Bevölkerung ergreifen. (APA, red, 12.7.2022)