
Der Langstreckenläufer wurde spätestens bei den Olympischen Spielen in London zur Legende. In Rio (im Bild) legte er nach.
Sein Name ist Legende. Denn Mo Farah hat im Langstreckenlauf auf der Bahn alles geholt, was es zu holen gibt: vier Goldmedaillen bei Olympia, weitere 14 WM- und EM-Medaillen. "Mo Farah running from things" wurde 2012, nach dem ersten Olympia-Gold, zum Internethype. Und er inspirierte sogar einen Tanz: den "Mobot".
Doch nun räumt der 39-jährige Spitzenläufer mit einer Lebenslüge auf. Mo Farah, "das ist nicht mein Name. Oder die Realität", sagt er in einer BBC-Doku, die am Mittwoch veröffentlicht wird. Eigentlich wurde er als Hussein Abdi Kahin in Somalia geboren und als etwa Neunjähriger von dort verschleppt.
Er floh damals nicht, wie bisher angegeben, mit seinen Eltern nach England, sondern wurde illegal unter dem Namen eines anderen Kindes als Mohamed Farah nach Großbritannien gebracht. Eigentlich, so erzählt er nun in The Real Mo Farah, ist sein Vater im Bürgerkrieg gestorben, als er selbst vier Jahre alt war. Rund fünf Jahre später habe ihn eine Frau mitgenommen, die mit ihm über Dschibuti nach England gereist ist. Ihm wurde gesagt, er würde Verwandte treffen, erinnert er sich.
Doch in Westlondon angekommen, zerriss die Frau einen Zettel mit den Kontaktdaten seiner Mutter. Wenn er seine Familie je wiedersehen wolle, müsste er schweigen und machen, was man ihm sage.
Er musste Hausarbeiten erledigen, um Essen zu bekommen. Erst im Alter von zwölf Jahren durfte er zur Schule gehen. Dort war es sein Turnlehrer, der sich des Jungen annahm – und sein Talent erkannte. "Das Laufen hat mich gerettet", sagt Farah heute.
Superstar der Langstrecken
Frühe Erfolge brachten ihn bald zu Europameisterschaften, später Weltmeisterschaften und schließlich zu Olympia. Spätestens als er bei den Olympischen Spielen in London 2012 jeweils Gold über 5000 und 10.000 Meter holte, machte sich der Mann zur Legende. Vier Jahre später wiederholte er den Streich in Rio de Janeiro. Ein Jahr später wurde er in den Adelsstand erhoben.
Mo Farah hat zwei Töchter. Diese seien mit ein Grund, warum er nun auspackt: Seinen Kindern bringe man bei, ehrlich zu sein. Doch er habe immer das Gefühl gehabt, dass er aufgrund seines Geheimnisses nie er selbst sein konnte. Außerdem wolle er mit seiner Geschichte in der Öffentlichkeit ein realistischeres Bild des Menschenhandels zeigen.
Was aus dem echten Mohamed Farah geworden ist, weiß der Sportler nicht, sagt er in der Doku. "Ich frage mich: Was macht Mohamed jetzt?" (Anna Sawerthal, 12.7.2022)