In Deutschland verschärft sich die Situation je nach Bundesland an den Spitälern unterschiedlich.

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Berlin – Die Corona-Sommerwelle und die damit verbundenen Krankheitsausfälle machen vielen Kliniken in Deutschland deutlich zu schaffen. Nur in wenigen Bundesländern scheint die Lage derzeit etwas entspannter zu sein, wie ein Rundruf der Deutschen Presse-Agentur ergab. Der überwiegende Tenor lautet jedoch: Im Herbst könnte es sich zuspitzen.

Vereinzelt verschobene Operationen

Die coronabedingten Krankheitsausfälle und der generelle Fachkräftemangel im Zusammenspiel mit der derzeitigen Urlaubszeit belasten derzeit viele Krankenhäuser und wirken sich teilweise schon auf die Patienten aus. In Bayern, Baden-Württemberg und in einigen anderen Bundesländern müssen aufgrund des ausfallenden Krankenhauspersonals weniger dringliche Operationen bereits verschoben werden.

"Es gibt immer mehr Ausfälle in Kliniken, nicht flächendeckend, sondern punktuell. An bestimmten Kliniken haben wir wirklich Ausfälle von 20 bis 30 Prozent des Personals", sagt Eduard Fuchshuber von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG). Entweder seien die Mitarbeiter selbst infiziert oder müssten etwa Kinder betreuen, die wegen Corona zu Hause säßen.

Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) verweist zudem auf den Fachkräftemangel und geht davon aus, dass aktuell 10 bis 15 Prozent der Krankenhausbetten nicht belegt werden können, obwohl die Corona-Lage noch relativ stabil sei. Bei neuen Corona- oder Grippewellen würde sich die Situation weiter verschärfen, warnt der BWKG-Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag.

"Personalstamm stark reduziert"

Auch in Berliner Krankenhäusern machen sich steigende Corona-Fallzahlen und Krankmeldungen von Mitarbeiter bereits bemerkbar. "Der Personalstamm ist bereits stark reduziert durch Infektionen und Quarantäne", sagt Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft.

In den Krankenhäusern in Schleswig-Holstein führen Corona-Infektionen ebenfalls zu einer Verschärfung der Personalsituation. Demnach fehlen von rund 40 000 Beschäftigten nach Angaben des Geschäftsführers der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein, Patrick Reimund, etwa 1000 wegen Corona.

Auch in Nordrhein-Westfalen herrscht ein coronabedingter sowie allgemeiner Fachkräftemangel. Verschärft wird die Lage durch die seit Wochen laufenden Streiks an den Unikliniken. Das NRW-Gesundheitsministerium schätzte die Lage jedoch als "angespannt, aber beherrschbar" ein.

Lage je nach Bundesland unterschiedlich

In Hamburg ist die Lage trotz des Krankenstands unter den Beschäftigten bisher noch nicht besorgniserregend. "Auf dem aktuellen Niveau sind wir in den Hamburger Asklepios Kliniken noch in der Lage, die Versorgung in allen medizinischen Bereichen zu gewährleisten", sagte ein Sprecher. Allerdings mussten auch hier in wenigen Einzelfällen aufgrund unvorhergesehener und nicht sofort kompensierbarer Personalausfälle geplante Untersuchungen und Behandlungen kurzfristig verschoben werden.

In manchen Bundesländern und ihren Kliniken hingegen zeichnet sich eine entspanntere Lage ab: In den großen Krankenhäusern in Brandenburg beispielsweise kann man noch keine Engpässe aufgrund von Personalknappheit erkennen. Dort sei die Krankenquote beim Personal vergleichbar mit der im Vorjahreszeitraum und könne in der Klinik bisher gut ausgeglichen werden, teilte eine Sprecherin der des Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann mit. (APA, 13.7.2022)