Jony Ive und Tim Cook: Das Verhältnis zum aktuellen Apple-Chef soll nie so gut gewesen sein wie zu seinem Vorgänger Steve Jobs.

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Jony Ive war über viele Jahre hinweg so etwas wie das Gesicht von Apple – neben Gründer Steve Jobs, versteht sich. Mit seinen Designs hat er über zwei Jahrzehnte hinweg die gesamte Branche entscheidend mitgeprägt. Doch im Jahr 2019 fand dies ein Ende – wenn auch nur ein halbes. Ive zog sich offiziell von Apple zurück, blieb aber mit seiner eigenen Designfirma namens Love From in beratender Rolle für den iPhone-Hersteller tätig. So soll er denn auch zuletzt noch bei gerade in Entwicklung befindlichen Projekten wie dem "Apple Car" und Augmented-Reality-Brillen ein kräftiges Wort mitgeredet haben.

Aus und vorbei

Nun findet aber auch diese Partnerschaft ihr Ende. Wie die "New York Times" in Berufung auf zwei direkt mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, ist der Beratervertrag zwischen Apple und der Firma von Ive ausgelaufen. Vor allem aber gebe es keine Pläne, diesen zu verlängern, womit Ive künftig bei Apple-Produkten seine Hand nicht mehr im Spiel haben wird.

Das klang 2019 alles noch ganz anders: Damals stellte man den Abgang von Ive fast schon als Formalität dar, die durch den Wunsch des Designers, eine unabhängige Firma zu gründen, entstanden sei. Auch Ive versicherte damals, dass er noch "auf viele Jahre hinaus" weiter Apple-Produkte gestalten werde.

Machtkampf

Hinter den Kulissen scheint das Verhältnis zwischen Apple und Ive aber schon länger nicht mehr so rund gelaufen sein, wie man es nach außen gerne darstellt. So soll Ive immer wieder Apple-Designer für seine eigene Firma abgeworben haben, was beim iPhone-Hersteller wenig überraschend für Irritationen und Ärger gesorgt habe.

Ein weiterer Streitpunkt war offenbar das Geld: Der Beratervertrag von Love From soll extrem hoch dotiert gewesen sein, was für einen Teil des Apple-Managements anscheinend in keinem Verhältnis zur erbrachten Leistung mehr stand. Zumal Ive auf eine immer stärkere Unabhängigkeit drängte – etwa neue Kunden annehmen zu können, ohne vorher die Zustimmung von Apple einholen zu müssen, wie es bisher der Fall war.

Neue Abenteuer

Für Apple bedeutet dies, dass Designentscheidungen nun ganz in den Händen von COO Jeff Williams liegen. Laut dem Bericht habe zuletzt aber auch das Marketingteam eine zunehmend stärkere Rolle bei Produktentscheidungen eingenommen. Die Firma von Ive wird sich hingegen auf ihre anderen Kunden konzentrieren, zu denen etwa Airbnb und Ferrari zählen – und sich natürlich mit der neu gewonnenen Freiheit nach neuen Geschäftspartnern umsehen.

Jony Ive zeichnete für viel der bekanntesten Designs von Apple verantwortlich. Bereits 1992 zu dem Unternehmen gekommen, wurde er nach der Rückkehr von Steve Jobs zu dessen engstem Vertrauten. Mit Produkten wie dem ersten iMac und später dem iPod und natürlich dem iPhone brachten sie gemeinsam frischen Wind in die Branche – und verschafften dem damals kurz vor dem Aus stehenden Unternehmen einen rasanten Aufstieg.

Überall mitbestimmt

Zunächst auf Hardware-Design fokussiert, bestimmte Ive in späteren Jahren auch das Aussehen der iPhone-Software, was mit iOS 7 im Jahr 2013 zu einem radikal anderen Look führte. Dieser sorgte zunächst durchaus für kontroverse Diskussionen – die grundlegende Richtung hat Apple aber bis heute beibehalten. (apo, 13.7.2022)