Die "Sonic"-Spiele in der Sammlung waren eher "nah dran" als "originalgetreu", was viele Fans aufregte.

Foto: Sega

"Sonic Origins" hatte bald den Ruf, ein Griff ins Geldbörserl der Fans zu sein.

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Wer die Entstehungsgeschichte von "Sonic Origins" im Vorfeld ein wenig verfolgt hat, konnte bereits den Verdacht hegen, dass hier eher die Geldbörse blind zuschlagender Fans im Vordergrund steht. Bereits vor Release im Juni stoppte Sega den Verkauf der alten einzelnen Teile des Plattformers. Auch der Preis für die Retrosammlung von 39,90 Euro stieß bei den Gamern auf Kopfschütteln – sind derartige Sammlungen doch eher im Preissegment um die 20 Euro angesiedelt.

Als dann auch noch bekannt wurde, dass der geneigte Oldschool-Gamer für die Originalmusikstücke von damals noch einmal knapp vier Euro hinlegen sollte, war der Ruf der Spielsammlung endgültig dahin. "Hier hat Sega wirklich alle Punkte auf der Checkliste der dreisten Monetarisierung abgehakt, noch bevor 'Sonic Origins' überhaupt erschienen ist", urteilte das Branchenblatt "PC Games".

Enttäuschte Fans

Dabei klang alles doch so gut: "Sonic 1, 2 und 3" sowie "Sonic & Knuckles" und "Sonic CD" erscheinen in einem Bundle und werden mit moderner Technik auffrisiert. Dazu produzierte Sega noch eigene Cut-Scenes in niedlicher Cartoon-Optik, um die einzelnen Sonic-Spiele mit einer Story zu verbinden. Zugegeben: Eine Story gab es schon damals, die wurde allerdings fast ausschließlich im Handbuch erzählt und von den meisten Spielern wahrscheinlich ignoriert.

Doch dann stellte sich heraus, dass es sich eben nicht um die Originalspiele von 1991, sondern um Nachbauten handelt. Sega engagierte den australischen Spieleentwickler Christian Whitehead, der schon 2011 auf eigene Faust "Sonic CD" für moderne Systeme nachgebaut hat. Diese technisch durchaus beeindruckende Leistung wurde von der Fachpresse und den Fans aber nicht honoriert: Die Spielesammlung kommt bei Metacritic gerade mal auf eine Userwertung von 4,9.

Sonic the Hedgehog

In der Releasefassung wurden die eigentlich nicht superschweren, aber doch anspruchsvollen "Sonic"-Spiele noch einmal deutlich "casualisiert": Sonic verfügte im Storymodus plötzlich über unendlich viele Leben. Kurz: Die Spiele sind nur "nah dran" statt "original". Dazu kam noch, dass Sega für das Bundle bislang keine Patches veröffentlichte und bekannte Bugs noch immer im Spiel sind.

Mod-Entwickler geben auf

Das rief naturgemäß die Modding-Community auf den Plan. Die Mission: die Spiele reparieren und den Originalzustand aus den 90er-Jahren wiederherstellen. Passenderweise nannte sich das Projekt "Better Origins". Vor allem Sonic 1 sollte per Mod überarbeitet werden, denn darin hat Sega Sonic den "Spin Dash" spendiert, den der Turbo-Igel in der Ur-Version von 1991 nicht konnte.

Aber nur wenige Woche nachdem drei Modder die Arbeit an dem Projekt aufnahmen, werfen sie schon wieder entnervt das Handtuch. Den Hobbyentwicklern zufolge dürften einige Anstrengungen unternommen worden sein, sie aus den "Innereien" des Spiels auszusperren, wie "Ars Technica" berichtet. "Nachdem wir uns wirklich in die Dateien des Spiels gegraben haben, wurde klar: Dieses Game ist scheiße", schrieb der Mod-Entwickler hinter dem Pseudonym Xanman P in einem mittlerweile gelöschten Blogpost.

"Scheiß auf dieses Game"

Sollte Sega keinen Zugriff auf das Skript des Games gewähren, bliebe den Moddern nur, einzelne Sprites, also Grafikelemente, händisch nachzubauen. Das sei aber zu viel Aufwand, weshalb die Arbeit an "Better Origins" eingestellt wurde. "Scheiß auf dieses Game", hieß es auf der Website der Modder. Eine Aussage, für die sich die Tüftler später entschuldigten. Das rege Interesse der Presse an der Mod sei zu viel für ihn, sagte Xanman P. "Diese Mod kommt nie zurück. Ich bin fertig." (pez, 13.7.2022)