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In einem Band über Hollywoodstars posierte Harrison Ford anders als etliche seiner Kolleginnen und Kollegen einmal auf dem Dach seines Hauses – ganz so, als sei er mit Reparaturen beschäftigt, schließlich ist er gelernter Tischler. Ford ist ein Schauspieler, der Distanz zum großen Gewese, dem Glamour sucht, lieber zeigt er sich verschmitzt im Holzfällerhemd, als Mensch, der den Kontakt zu den gewöhnlichen Dingen nicht verloren hat.

Anders in seinen Rollen: Der fünfte Teil der Indiana-Jones-Reihe befindet sich gerade in der Postproduktion und wird im Juni 2023 in den Kinos starten. Harrison Ford kehrt mit 80 Jahren also zu einer seiner populärsten Figuren zurück. Am Mittwoch, den 13. Juli, feiert er seinen runden Geburtstag. In Lederjacke, mit Peitsche und Fedora-Hut macht er als draufgängerischer Archäologie-Professor Henry Walton Jones immer noch gute Figur. 1981 spielte er erstmals "Indy" in Jäger des verlorenen Schatzes, zuletzt 2008 wieder in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels.

Enorme Fitness

Mads Mikkelsen, einer seiner Co-Stars in Indiana Jones 5, bescheinigte Ford kürzlich enorme körperliche Fitness. "Harrison ist ein Monster, ein sehr nettes Monster", sagte der Däne im April in einem Interview mit dem Branchenblatt Hollywood Reporter. Am ersten Drehtag, einem Nachtdreh, hätten sie bis fünf Uhr früh gearbeitet. "Und dann setzte er (Ford) sich auf sein Mountainbike und radelte 50 Kilometer", erzählte Mikkelsen.

Ford ist dafür bekannt, dass er bei Dreharbeiten viele Stunts selbst ausführt. Bei Proben für eine Kampfszene hatte sich der Schauspieler im vorigen Juni eine Verletzung an der Schulter zugezogen, doch bald schon stand er wieder vor der Kamera. Corona und Produktionsschwierigkeiten hatten die Pläne von Produzent Steven Spielberg und Regisseur James Mangold für das fünfte "epische Abenteuer" wiederholt umgestürzt: Eigentlich war der Film bereits für Juli 2019 groß angekündigt gewesen.

Han Solo (Harrison Ford) mit Chewbacca in "Stars Wars – Das Erwachen der Macht".
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Die zweite kanonische Rolle Fords neben "Indy" ist der Haudegen Han Solo. 2015 flog er in Star Wars: Das Erwachen der Macht erneut durch den Weltraum. Von einem Fußbruch am Set bei den Dreharbeiten in London – eine hydraulische Tür des Raumschiffs "Millennium Falcon" war schuld an dem Unfall – erholte er sich schnell. Ford steckt für seine Parts viel ein, auf der Leinwand fasziniert er jedoch stets auch durch eine Portion Achselzucken – seine Helden sind keine Überflieger, sondern Professionals, die über das Unvermögen der anderen nur den Kopf schütteln.

Erster Serienpart

In Blade Runner 2049, der Fortsetzung des düsteren Science-Fiction-Films Blade Runner (1982), kehrte er 2017 in seine legendäre Rolle als Ex-Polizist Rick Deckard zurück. Wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag ließ sich Harrison Ford nun auch auf eine gänzlich neue Aufgabe ein. Der Leinwand-Star sagte im April seine erste größere Serienrolle zu. Für den Streamingdienst Apple TV+ wird Ford in der Komödien-Serie Shrinking mitspielen. Jason Segel mimt darin einen Psychotherapeuten, der plötzlich seinen Patienten frei heraus seine Meinung sagt. Ford spielt seinen Mentor, einen Pionier der Verhaltenstherapie, der nach einer Parkinson-Diagnose nun sein eigenes Leben neu anpacken muss.

Harrison Ford mit George Lucas.
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In Hollywood war Ford ein Spätzünder. Mit 30 jobbte er noch als Tischler, denn die Gagen für kleine Nebenrollen und TV-Gastauftritte reichten nicht, um seine Frau und zwei Kinder zu versorgen. Der damals noch unbekannte George Lucas heuerte Ford für seinen Jugend-Film American Graffiti an. Der Schauspieler war schon 35, als er die Rolle des Schmugglers Han Solo in Star Wars spielte.

Viele schauspielerischen Seiten

Die Weltraumsaga und Indiana Jones machten Ford zum gefeierten Blockbuster-Star, doch daneben ließ er sich auf viele Genres ein. Mit seiner Polizisten-Rolle in dem Krimidrama Der einzige Zeuge (1985) holte er eine Oscar-Nominierung. Roman Polanski stellte ihn 1988 in den Mittelpunkt seines Psychothrillers Frantic. In Die Waffen der Frauen bewies Ford sein komödiantisches Talent.

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Ford ist ein erklärter Klimaaktivist. Bei dem "Global Climate Action"-Gipfel 2018 in San Francisco machte er sich in einer kämpferischen Ansprache für den Schutz der Natur und der indigenen Völker stark. "Stoppt um Himmels willen die Verunglimpfung von Wissenschaft", wetterte der Schauspieler in einem offensichtlichen Seitenhieb auf Donald Trump, ohne den damaligen US-Präsidenten namentlich zu nennen. "Hört damit auf, Leuten Macht zu geben, die nicht an Wissenschaft glauben." Auch dafür darf man ihm dankbar sein. (red/APA, 13. 7. 2022)