Es ist bald zehn Jahre her, da kündete ein junger, unbekannter Hersteller aus China an, sich mit den großen Handyherstellern anlegen zu wollen. Unter der Devise "Never Settle" ("Gib dich nie zufrieden") brachte man mit dem One Plus One ein Smartphone auf den Markt, das trotz aktueller Highend-Hardware mit nur geringen Kompromissen gerade einmal so viel kostete wie ein durchschnittliches Mittelklassetelefon. Lange Zeit konnten die Handys von One Plus die Kundschaft auch begeistern, mittlerweile ist es aber sowohl in puncto Technik als auch beim Preis schwer geworden, sie von den Highend-Geräten anderer Hersteller zu unterscheiden.

Carl Pei hat dereinst One Plus mitgegründet, das Unternehmen aber 2020 verlassen. Seitdem arbeitet er am Comeback unter dem Namen "Nothing". Und das wurde nun mit der Vorstellung des Nothing Phone (1) eingeläutet.

Transparente Rückseite

Auffällig ist zunächst einmal das Design des Handys. Die Rückseite ist transparent und gibt den Blick auf die obere Schicht des Innenlebens frei. Integriert sind dabei auch mehrere LED-Streifen, vom Hersteller selbst als "Glyphe" bezeichnet, die bei Benachrichtigungen aufleuchten. Diese lassen sich auch in individuellen Mustern konfigurieren, etwa basierend darauf, von welcher App eine Benachrichtigung stammt oder welcher Kontakt anruft. Dazu kommt eine rote Leuchtdiode, die sich bemerkbar macht, wenn man die Videofunktion der Kamera nutzt.

Foto: Nothing

Das Gehäuse bietet weiters einen Aluminiumrahmen und ist vor Spritzwasser und Staub geschützt nach IP53-Standard. Man rühmt sich weiters mit Nachhaltigkeit. Das verwendete Aluminium ist demnach zu 100 Prozent, recycelt und mehr als 50 Prozent des in den Komponenten verwendeten Kunststoffs sind biologischen Ursprungs.

Auf der Vorderseite findet man ein 6,55-Zoll-Display. Es handelt sich um ein OLED-Panel mit Support für eine Bildwiederholrate von 120 Hz und HDR10 bei einer maximalen Helligkeit von 1.200 nits. Es bietet "Full HD+"-Auflösung mit 2.400 x 1.080 Pixel. In den Bildschirm integriert ist ein Fingerabdruckscanner.

Obere Mittelklasse

Als Rechenknecht hat sich Nothing den Qualcomm Snapdragon 778G+ ausgesucht. Der spielt zwar eine Liga unter dem derzeitigen Spitzenmodell Snapdragon 8 Gen1 und ist der oberen Mittelklasse zuzuordnen, sollte aber dennoch auch aufwendigere Apps und Spiele gut stemmen können. Flankiert wird der Prozessor je nach Modell von 8 oder 12 GB Arbeitsspeicher sowie 128 oder 256 GB Datenspeicher.

Ein erstes Hands-on mit dem Nothing Phone von CNet.
CNET

In Telekommunikationsbelangen erfüllt man den State of the Art. Das Handy beherrscht 5G, Wifi 6 (802.11ax), Bluetooth 5.2 und NFC. Für mehr Flexibilität bei Reisen und Tarifwahl gibt es zwei SIM-Slots. Verkabelter Datentransfer ist via USB-C-Schnittstelle möglich (USB 2.0). Einen 3,5-mm-Audio-Klinkenanschluss gibt es nicht. Für direkte Soundausgabe wurden Stereolautsprecher verbaut.

Auch lange Akkulaufzeit wird versprochen. Verbaut dafür ist eine Li-Po-Batterie mit einer Nennkapazität von 4.500 mAh. Aufgeladen wird per Kabel mit einer Leistung von maximal 33 Watt via Fastcharging. Auch Wireless Charging mit bis zu 15 Watt ist möglich. Das Nothing Phone beherrscht außerdem Reverse Wireless Charging und kann andere Geräte drahtlos aufladen, allerdings limitiert auf eine Leistung von 5 Watt.

Foto: Nothing

Vier Jahre Sicherheitsupdates

Für ein neues Smartphone bringt das Nothing Phone erstaunlich wenige Kamerasensoren mit. Während andere Hersteller gerne einmal vier verschiedene Bildsensoren in die Hauptkamera verbauen, begnügt man sich hier mit einer Dualkamera. Es handelt sich um optisch stabilisierte 50-MP-Sensoren in Weitwinkel- und Ultraweitwinkel-Ausführung. Die Frontkamera arbeitet mit 16 MP und Weitwinkel.

Vorinstalliert ist Android 12 in der Eigenadaption "Nothing OS". Neben zusätzlichen Features soll sich dieses vor allem damit auszeichnen, dass vollständig auf zusätzlich installierte Software von Drittherstellern abseits notwendiger System-Apps und Google-Services verzichtet wird. Der Hersteller verspricht drei Android-Version-Updates sowie Sicherheitsupdates für vier Jahre.

Foto: Nothing

Preis und Verfügbarkeit

Preislich erinnert die Strategie ein wenig an die früheren Jahre von One Plus, auch wenn das Handy technisch kein "Flaggschiff-Killer" ist. In der kleinsten Ausführung mit 128 GB Datenspeicher und 8 GB RAM kostet das Nothing Phone 469 Euro. Die Maximalvariante mit 256/12 GB kommt auf 549 Euro. Aktuell werden bei Bestellungen Lieferzeiten bis Anfang August angegeben. (gpi, 13.7.22)